Online-Fitness-Studios verstoßen gegen geltendes Recht

Marktcheck der Verbraucherzentrale Brandenburg

  • Lesedauer: 4 Min.

Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) hat zehn Online-Fitness-Studios untersucht und bei allen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) unzulässige Regelungen zu Ungunsten der Verbraucher gefunden. Sie hat alle Anbieter abgemahnt. Diese haben inzwischen erklärt, die beanstandeten Regelungen nicht mehr zu verwenden.

»Die relativ niedrigen Kosten der Online-Studios im Vergleich zu stationären Studios können sich lohnen. Ein Online-Studio ist außerdem ortsunabhängig und zu jeder Zeit verfügbar. Nicht zuletzt steht Verbrauchern grundsätzlich wie bei allen Fernabsatzverträgen ein zweiwöchiges Widerrufsrecht zu, falls man sich nach Vertragsschluss doch gegen die Dienstleistung entscheidet«, so Michèle Scherer, Referentin für Digitale Welt bei der Verbraucherzentrale Brandenburg zu Vorteilen des Online-Trainings.

Doch der Marktcheck deckte auch Risiken für Verbraucher auf. So steht den Kunden kein physischer Trainer zur Seite, der Übungseinheiten überwachen und gezielt Anweisungen für das korrekte Training geben kann. Besondere Defizite fanden die Verbraucherschützer bei der Prüfung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

»Wir haben Regelungen gefunden, die eine Kündigung erheblich erschweren. Es gab Anbieter, die sich jeglicher Haftung für Fehler in ihrem Angebot entziehen wollten oder die sich vorbehielten, jederzeit und einseitig ohne Weiteres die Preise zu erhöhen«, so Michèle Scherer. »Wir haben alle Anbieter abgemahnt und aufgefordert, die unwirksamen Regelungen bei neuen Verträgen nicht mehr zu verwenden und sich auch in alten Verträgen nicht mehr darauf zu berufen.« Die Online-Studios haben daraufhin eine Unterlassungserklärung abgegeben bzw. zugesichert, sich auf die beanstandeten Regelungen nicht mehr zu berufen und nachgebessert.

»Wir raten außerdem, die Verlinkungen auf Shops, die auf ihren Seiten Diätprodukte und Nahrungsergänzungsmittel zum Kauf anbieten, zu ignorieren. Diese sind für den Trainingserfolg nicht nötig«, so die Verbraucherschützerin weiter.

Nutzer von Fitnessstudios können ihren Vertrag bei der Verbraucherzentrale Brandenburg prüfen lassen. Wer sich für Online-Fitness interessiert, kann zur Auswahl eines geeigneten Anbieters die Checkliste der Verbraucherzentrale Brandenburg nutzen: zum Download www.vzb.de/sites/default/files/2018-09/Checkliste%20Onlinefitness.pdf)

Tipp 1: Wir empfehlen möglichst monatlich kündbare Angebote oder zumindest Angebote mit einer kostenlosen Probezeit, um zu testen, ob Sie das Angebot wirklich nutzen. Einige Mitgliedschaften sind bei langer Laufzeit günstiger, allerdings bindet man sich entsprechend lange an den Vertrag.

Tipp 2: Wenn Sie wissen, dass Sie das Angebot nach der vereinbarten Vertragslaufzeit nicht mehr weiter nutzen wollen, kündigen Sie frühzeitig.

Tipp 3: Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), die grundsätzlich keine vorzeitige Vertragskündigung erlauben, sind unzulässig.

Tipp 4: Bevorzugen Sie Angebote, die nach der Probezeit automatisch enden.

Tipp 5: Anbieter müssen mindestens eine gängige und zumutbare kostenfreie Zahlungsart zur Verfügung stellen.

Tipp 6: Schauen Sie vor Vertragsschluss genau hin, welche Regelungen zum Zahlungsverzug getroffen werden.

Tipp 7: Der Anbieter darf das Risiko für technische Störungen nicht auf Sie abwälzen. Wenn Sie keinen Zugriff auf das Angebot haben, machen Sie ihn darauf aufmerksam und fordern, das Problem zu beheben.

Tipp 8: Bei einer Preiserhöhung können Sie sich auch an die Verbraucherzentrale wenden, die Ihnen weiterhilft und Ihren Vertrag prüft.

Tipp 9: Anbieter müssen immer korrekt zum Widerrufsrecht informieren. Tun sie das nicht, ist ein Widerruf deutlich länger möglich als die normalerweise geltenden zwei Wochen. VZB/nd

Bei Fragen kann die Verbraucherzentrale Brandenburg helfen:

- persönliche Verbraucherberatung, Terminvereinbarung unter (0331) 98 22 9995 (Mo bis Fr von 9 bis 18 Uhr) oder online unter www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/termine,

- telefonische Beratung unter (09001) 775 770 (Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr, 1 Euro/min im deutschen Festnetz, Mobilfunk abweichend),

- E-Mailberatung auf www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/emailberatung

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