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Stadtführung: Angermünde im Mittelalter

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn Kena Hüsers in das Kostüm einer mittelalterlichen Magd schlüpft und mit ihrem wie ein Hugenotte gekleideten Mann Norbert über den Angermünder Marktplatz (Uckermark) schlendert, passen beide ins Bild: Rings um das historische Rathaus reihen sich wie frisch geputzt wirkende Fachwerkhäuschen um das gepflasterte Areal. Um die Zeitreise für Besucher perfekt zu machen, hat Kena Hüsers gemeinsam mit zwei Regionalhistorikern eine szenische Stadtführung durch Angermünde entwickelt. Unter dem Motto »Mägde, Macht und Glaubensstreit« geht es ab April 2019 durch die mittelalterlichen Gassen. »Stadtgeschichte über sechs Jahrhunderte soll unterhaltsam sein und auch Bezüge zur heutigen Zeit haben«, erklärt sie. Die 48-Jährige spricht leichtes Plattdeutsch, so wie es auch in der Uckermark lange Zeit gesprochen wurde.

Um so überraschender ist es, dass die frühere Werbetexterin und Heilpraktikerin keine gebürtige Angermünderin, sondern eine Zugereiste ist. Gemeinsam mit ihrem Mann kam sie vor drei Jahren aus Berlin nach Angermünde. Aufgewachsen ist sie in Niedersachsen, Chemiker Norbert Hüsers stammt aus dem Emsland. 2005 war Kena Hüsers nach Berlin gezogen. Nach ein paar Jahren wurde ihr die Hauptstadt allerdings »zu groß«, wie sie sagt. Brandenburg hatten Hüsers auf Fahrradtouren an den Wochenenden kennen gelernt. Irgendwann standen beide erstmals auf dem Angermünder Marktplatz. »Da wurde mir klar: Hier könnte ich leben«, erzählt Kena Hüsers. Sie fanden ein Haus. Während ihr Mann zur Arbeit nach Berlin pendelt, knüpfte sie von Beginn an Kontakte. »Wenn ich wo ankomme, möchte ich dazu gehören. Das klappt nur, wenn ich mich selbst engagiere«, ist Hüsers überzeugt. Sie sei jemand, der auf Menschen zugehe, sie verstehen und mit ihnen zusammenarbeiten wolle.

»Dieses Bedürfnis kommt bei Kena Hüsers von Herzen und ist echt bewundernswert«, lobt die Chefin des Angermünder Tourismus-Vereins, Johanna Henschel. Die 48-Jährige sei »definitiv eine Bereicherung« für Angermünde, meint auch Bürgermeister Frederic Bewer (parteilos). »Wie sie sich mit der Stadt identifiziert - da können sich selbst Alteingesessene eine Scheibe abschneiden«, meint er.

Neben ihrer Arbeit hatte Hüsers immer geschrieben, zunächst für Naturheilkunde-Magazine, dann für die Theatergruppe. Inzwischen ist das Schreiben für Hüsers zum Hauptberuf geworden. Drei Romane hat die Literaturpreisträgerin bereits herausgebracht, viele Lesungen gemacht. Hüsers arbeitet weiter an den Szenen für die Stadtführung, feilt an den Texten und wirbt um Mitstreiter. »Aktuell sind wir nur sechs Leute, die in viele Rollen schlüpfen müssen. Da könnten wir noch Unterstützung gebrauchen.« dpa/nd

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