Festnahmen nach Arbeiterprotesten in Iran
Proteste richteten sich zuerst gegen nicht gezahlte Löhne in Zuckerfabrik - und dann auch gegen die Regierung
Teheran. In Iran haben Sicherheitskräfte nach tagelangen Arbeiterprotesten in der Provinz Chusestan mehrere Menschen festgenommen. Der Gouverneur der Region im Südwesten des Landes, Gholam-Resa Schariati, bestätigte am Sonntag, dass die Polizei mindestens vier Arbeiter einer Zuckerfabrik in der Stadt Schusch abgeführt habe. »Weitere Details« zu den Protesten und zu weiteren Festnahmen sollten demnächst bekanntgegeben werden, sagte der Gouverneur der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Iran steht wegen US-Sanktionen unter starkem wirtschaftlichen Druck, die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich zunehmend.
Nach Angaben der Behörden protestierten Arbeiter der Zuckerfabrik »Haft Tapeh« in Schusch dagegen, dass sie seit Monaten keine Löhne mehr bekommen hätten. Nach Angaben von Augenzeugen beteiligten sich im Laufe mehrerer Tage immer mehr Menschen an den Versammlungen, bei denen dann auch politische Forderungen und Vorwürfe an die Regierung laut geworden seien. Unbestätigten Berichten zufolge besetzten die Arbeiter auch eine Moschee und hielten den zuständigen Kleriker für einige Stunden als Geisel fest.
Wegen der wiedereingeführten US-Sanktionen steckt Iran seit einigen Monaten in einer akuten Finanz- und Wirtschaftskrise. Zwar betont Präsident Hassan Ruhani, die Regierung habe die Lage unter Kontrolle und die Bevölkerung brauche sich keine Sorgen zu machen, aber die Realität im Land sieht anders aus. Die nationale Währung Rial hat binnen kurzer Zeit über 60 Prozent ihres Werts verloren und die Inflation ist stark gestiegen. Besonders hart trifft es Arbeiter, deren Löhne ausbleiben. dpa/nd
Lesen Sie weitere aktuelle Meldungen und Artikel im Stream auf ndTicker.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.