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- Europäische Armee
EU-Armee oder Napoleons Leibgarde?
René Heilig zum Treffen der Außen- und Verteidigungsminister in Brüssel
Tolle Idee! Die EU-Staaten machen aus ihren nationalen Armeen eine gemeinsame. Die US-Amerikaner ziehen ab. Russland ist ganz bezuckert. Auf dem Kontinent herrschen Friede und Eintracht. Die Story hätte es in keines der Grimm’schen Märchenbücher geschafft. Welchen Zielen würde so eine EU-Armee denn dienen, wenn sich die Gemeinschaft nicht einmal auf eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik einigen kann?! Von dieser EU-Armee sind wir Lichtjahre entfernt. Nicht nur weil Trump darin berechtigt eine Konkurrenz zum nordatlantischen Bündnis sieht und - wie jeder ihm folgende US-Präsident - Mittel und Wege finden wird, um das Projekt zu hintertreiben. Auch die potenziellen Akteure so einer Truppe sind von dem Modell eines stehenden EU-Heeres unter einem Oberbefehl mehr geschockt als motiviert. Da bietet ja die NATO mehr nationale Spielräume.
Mag sein, Macron Bonaparte glaubt an das Einheitsprojekt, wenn er sich in Träume (s)einer - atomar gerüsteten - Grande Nation kuschelt. Aber Merkel? Sie hat Gefolgschaft verkündet. Vermutlich, weil sie angesichts des verheerenden Zustandes der EU keine andere Vision eines geeinten Europa mehr zu verteilen hat. Schade, dass sie so aus der politischen Arena scheidet. Dabei hätte sie sich mit einem neuen Anlauf für eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in die Geschichtsbücher schreiben können.
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