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Mit dem »nordischen Modell« bleibt Deutschland »Puff Europas«
Julian Daum hält das von der CDU geforderte Sexkaufverbot für gefährlich – für Sexarbeitende und Opfer von Menschenhandel gleichermaßen
Deutschland sei »der Puff Europas«, sagt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Recht hat sie! Deutschland ist europäisches Hauptzielland für Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Die Opfer stammen aus Bulgarien, Rumänien und zunehmend aus westafrikanischen Ländern. Ausgerechnet das gültige Prostitutionsschutzgesetz trägt dazu bei, dass durch die Art der Legalisierung einerseits Ausbeutung schwer zu kontrollieren ist, während selbstgewählte Sexarbeiter*innen andererseits durch Kontroll- und Registrierungszwang kriminalisiert werden. So beschreibt es etwa die Organisation »Sex Workers Action Group« (SWAG).
Wie so oft aber bei der CDU führen deren Lösungsansätze zur Symptom- statt Ursachenbekämpfung. Klöckners Forderung nämlich, der sich auch Gesundheitsministerin Nina Warken angeschlossen hat, würde die Betroffenen bekämpfen. Sie wollen das sogenannte nordische Modell einführen, kurz: ein Sexkaufverbot. Wer damit aber Menschenhandel bekämpfen will, zeigt ein zentrales Unverständnis des Problems: Denn das eine ist Sexarbeit, das andere ist Menschenhandel. Das eine zu verbieten wird das andere nicht stoppen. Gleichzeitig aber wären damit beide Gruppen – freiberufliche Sexarbeitende und Ausgebeutete – wieder der Illegalität und ihren Gefahren ausgesetzt. Stattdessen könnte man zur Abwechslung auf Sexarbeitende selbst hören: SWAG hat in Zusammenarbeit mit der Interessenvertretung Hydra im Juni einen Gesetzesentwurf erarbeitet, der Sexarbeiter*innen volle Arbeiter*innenrechte gewähren und gleichzeitig Betroffene von Menschenhandel besser schützen soll.
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