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Zweifel bleiben

Keine Montagsspiele mehr? Die Fans sind dafür, die 3. Liga dagegen - die Erstligisten nutzen ihren Verzicht taktisch

Zweifelsfrei ist es ein Erfolg für die Fans, dass sich nach den Erstligisten nun auch die Zweitligaklubs für die Abschaffung der Montagsspiele ausgesprochen haben. Denn ohne den Protest in den Stadien hätte niemand darüber nachgedacht. Und protestiert wurde lange. Genau genommen 25 Jahre lang, seit am 18. Oktober 1993 das erste offizielle Montagsspiel zwischen dem FC St. Pauli und dem VfL Bochum in der 2. Bundesliga angepfiffen wurde.

Erledigt ist das Thema im deutschen Fußball damit noch lange nicht. Einerseits wird noch bis zum Sommer 2021 montags in der ersten und zweiten Liga gespielt, erst dann endet der aktuelle Vermarktungsvertrag. Bis dahin kann noch viel passieren. Und in der 3. Liga sieht das Stimmungsbild noch ganz anders aus. In der höchsten Spielklasse des Deutschen Fußball-Bundes wurden die Montagsspiele erst in dieser Saison eingeführt - mit Zustimmung von 19 der 20 Drittligisten. Angesichts der neuesten Entwicklungen erklärte der DFB Ende November: »Die Vereine stehen dahinter, an dieser Grundaussage hat sich auch nichts geändert.«

Aufmerksamkeit, die sich auszahlt - das ist einer der wichtigsten Gründe für die unterschiedlichen Entscheidungen. Die Drittligisten kämpfen um jeden Cent, zahlreiche Insolvenzen in der DFB-Liga belegen das. Und so sind sie für jede zusätzliche Einnahme durch eine Liveübertragung dankbar. Für die 36 Erst- und Zweitligisten unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL) steht ein Zitat des FSV Mainz: »Für uns als Verein entsteht durch die geringere Zuschauerzahl an Spielen unter der Woche ein wirtschaftlicher Nachteil«. Vielen Fans ist es nicht möglich, am ersten Arbeitstag der Woche ihren Verein im Stadion spielen zu sehen, zumindest nicht, ohne einen Urlaubstag zu nehmen.

Wie alle anderen Erstligisten hatten auch die Mainzer der Einführung der Montagsspiele durch die DFL zugestimmt. Kritisiert wurde dafür meist der Ligaverband. Die DFL ist sicher nicht die erste Adresse, wenn es um Offenheit und Vertrauen geht. Dass es bei den Montagsspielen »0,0 um Kommerz und Gewinn« geht, wie ihr Geschäftsführer Christian Seifert weismachen will, soll hier als passendes Beispiel reichen. Aber entscheidend ist immer das Votum der DFL-Mitglieder - und das sind nun mal die 36 Erst- und Zweitligisten.

Der Einspruch des FSV Mainz war dennoch berechtigt. Denn Voraussetzung für die Zustimmung »war die nachvollziehbare Argumentation, den Teilnehmern der Europa League mehr Regenerationszeit zu verschaffen«, argumentierte der Klub. Aber es waren die Mainzer, die vergangene Saison an einem Montag gegen Freiburg spielen mussten, oder Werder Bremen gegen den 1. FC Köln. In zwei von fünf Montagsspielen stand kein einziger europäisch spielender Verein auf dem Platz.

Wie haltbar das jüngste Zugeständnis an die Fußballfans ist, wird sich noch zeigen. Denn das Problem der Mehrfachbelastung von international startenden Klubs wird nicht geringer, sondern größer. Gerade hat die UEFA die Einführung eines dritten Europapokalwettbewerbs beschlossen. Zweifel bleiben auch, weil die Art und Weise der Verzichtverkündigung taktisch vollzogen wurde. Obwohl sich die Erstligisten schon Ende September darauf verständigt hatten, künftig keine Montagsspiele mehr austragen zu wollen, wurde es erst knapp einen Monat später öffentlich gemacht - kurz nachdem die Fanszenen weitere Stimmungsboykotte angekündigt hatten.

Probleme mit dem Terminkalender haben die Zweitligisten nicht. Also schlugen sie am Dienstag gleich einen Ausweichtermin vor: Sonnabend um 20.15 Uhr, Prime Time also. Auch darin drückt sich der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit aus. Zuletzt hatten sich einige Klubs beklagt, dass sie bei den Liveübertragungen zu kurz kommen würden. Der Bezahlsender Sky, der alle Spiele der 2. Bundesliga überträgt, schickt nämlich nicht mehr zu jeder Partie Reporter. Die Folgen erklärt Michael Voigt, Geschäftsführer von Erzgebirge Aue: »Vor allem für unsere Haupt- und Premiumsponsoren ist die Wiedererkennung auf den Stellwänden bei den Interviews von nicht unwesentlicher Bedeutung.«

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