Feuerwehr wacht über Partyzone

Berlins Einsatzkräfte für Silvesternacht personell, materiell und organisatorisch verstärkt

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin ist europäische Partyhauptstadt. Straßen und Plätze sind nach Weihnachten voller Urlauber und Touristen, viele wollen hier den Jahreswechsel feiern. An diesem Freitag hat nun der offizielle Verkauf von Silvester-Feuerwerk begonnen. Spätestens jetzt gilt für die Berliner Feuerwehr Alarmstufe Rot.

Das Zünden von Feuerwerk sei, wie Landesbranddirektor Karsten Homrighausen am Donnerstag mahnte, ausschließlich in der Silvesternacht zwischen 18 Uhr abends und 7 Uhr am Neujahrsmorgen erlaubt. Doch natürlich weiß auch er Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Im Großen Saal der Feuerwache in Mitte warb Berlins oberster Feuerwehrmann um Vorsicht im Umgang mit Pyrotechnik, vor allem mit Böllern und Raketen. »Wir wollen vor allem über die Gefahren aufklären«, betonte er vor dem Hintergrund der aktuell neu belebten politischen Diskussionen um ein Böller-Verbot zumindest in Innenstädten. »Es geht um Risikovermeidung und nicht so sehr um generelle Verbote.«

Jedes Jahr in der Silvesternacht seien die meisten Einsätze auf unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk zurückzuführen. Die schlimmsten Unfälle mit schweren, bisweilen sogar tödlichen Verletzungen sind auf illegal erworbene, hierzulande nicht zugelassene Böller zurückzuführen. Der Landesbranddirektor mahnte die Berliner, ausschließlich geprüftes Feuerwerk zu kaufen, das mit einer Registriernummer und dem CE-Zeichen in Verbindung mit der Kennnummer der Prüfstelle versehen ist. »Illegales Feuerwerk ist lebensgefährlich«, sagte er.

Immer wieder wird die Feuerwehr bei Einsätzen zum Jahreswechsel mit bösen Folgen von Dummheit, Leichtsinn oder gar Aggressivität konfrontiert. In den Silvesternacht 2017/2018 rückten die Einsatzkräfte zwischen 19 Uhr und 6 Uhr morgens rund 1580 Mal aus - deutlich häufiger, als sonst binnen 24 Stunden. Es wurden 444 Brände und 1039 Rettungseinsätze registriert. 44 Personen wurden durch Pyrotechnik verletzt. In 63 Fällen wurden Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und Hilfskräften selbst oder deren Fahrzeuge mit Böllern und Raketen beschossen oder körperlich attackiert.

»Bei Angriffen auf Einsatzkräfte setzen wir auf null Toleranz und werden alle uns zu Gebote stehenden Mittel und Möglichkeiten einsetzen, um die Täter juristisch zur Verantwortung zu ziehen«, so Homrighausen.

Für den bevorstehenden Jahreswechsel sieht sich die Berliner Feuerwehr umfassend vorbereitet. Man rechne mit ähnlichen Einsatzzahlen zur Spitzenzeit wie in den Vorjahren, erklärte der Feuerwehrchef. Dafür stünden 1389 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte bereit, um 425 Einsatzfahrzeuge zu besetzen. Im Vergleich zu einem »normalen« Tag sei das eine Verdoppelung. Neben mehr Berufsfeuerwehrleuten versehen 467 Freiwillige Feuerwehrleute in der Silvesternacht ehrenamtlich Dienst. Auch 122 Angehörige und Mitarbeiter von Rettungs- und Hilfsdiensten stehen bereit. In der Feuerwehr-Leitstelle wird die Personalstärke auf 72 Mitarbeiter verdoppelt.

Größte Herausforderung ist die Absicherung der Silvesterparty »Welcome 2019«. Die Feuerwehr rechnet mit »mehreren 100 000 Besuchern« auf dem abgesperrten Areal auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern. Partygäste müssen sich auf strenge Einlasskontrollen einstellen, nicht zu᠆letzt sind alle Feuerwerkskörper im Veranstaltungsbereich verboten. Vor Ort fühlt man sich mit einer Koordinierungsstelle, zwei temporären Feuerwachen sowie fünf Unfallhilfsstellen auch für den Notfall gewappnet.

Der Landesbrandmeister wird sich zu Silvester an den Brennpunkten des Geschehens umsehen. Es ist nicht der einzige Grund, warum er selbst in diesem Jahr keine Feuerwerkskörper kauft. Auch seine Familie halte das so.

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