Für einen Sieg reicht es noch

MEINE SICHT über den Zustand der SPD in Brandenburg

Selbst auf dem Parteitag, bei dem die brandenburgische SPD immerhin auch ihr Wahlprogramm beschließt, wirkt die Debatte seltsam inhaltsleer. Es wird wenig offen diskutiert und die 71 Kandidaten für die Landtagswahl werden bezeichnenderweise in einem Heft vorgestellt, das von der Aufmachung her an ein Malheft für Kitakinder erinnert. Da können sie ihren Beziehungsstatus zum Beispiel mit »Es ist kompliziert« angeben - keiner tut das. Auch das lustige Filmchen, in dem ausgewählte Bewerber den Parteitagsdelegierten vorgestellt werden, beantwortet keine einzige drängende Frage. Es verrät dafür, was der schlimmste Satz ist, den die Eltern einer Kandidatin gesagt haben. Es war: »Das ist der falsche Mann.«

Sind es einfach die falschen Leute, die über den Wahlkampf der SPD bestimmen? Aber nein! Mit Inhalten hat die SPD auch in der Vergangenheit die Wahlen in Brandenburg nicht gewonnen - stattdessen mit den Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, Matthias Platzeck und Dietmar Woidke, die als Typ bei der Bevölkerung gut angekommen sind.

Woidke kann Menschen wunderbar für sich einnehmen, wenn er sich bei Volksfesten mit einem frisch gezapften Bier zu ihnen gesellt. Ihm ist durchaus zuzutrauen, dass er die Wahl am 1. September doch noch mit sechs Prozent Vorsprung vor der CDU deutlich gewinnt und Ministerpräsident bleibt.

Doch wer kommt nach ihm? Das Problem von erfolgreichen politischen Übervätern wie Manfred Stolpe und Matthias Platzeck besteht darin, dass in ihrem Schatten wenig nachwächst. Das zeigt sich jetzt. Wären einem für Platzeck früher noch mehrere mögliche Nachfolger eingefallen, so steht die SPD mit Woidke nun alleine da. Die vergleichsweise mäßigen 82,5 Prozent, mit denen der Ministerpräsident am Wochenende zum Spitzenkandidaten gekürt wurde, sind ein Indiz für eine gewisse Unzufriedenheit mit ihm. Doch ohne ihn wäre die SPD aufgeschmissen.

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