Anklage gegen Ex-Chefs der Danske Bank

Die Manager sahen bei der Geldwäsche wohl weg

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Geldwäscheskandal der größten Bank Dänemarks geht in eine neue Runde. Der ehemalige Generaldirektor der Danske Bank, Thomas Borgen, muss sich nun persönlich dafür verantworten, dass Gesetze mehrerer europäischer Länder sowie EU-Vorschriften gebrochen wurden und so dubiose Kunden der estnischen Filiale von 2007 bis 2015 etwa 200 Milliarden Euro an Schwarzgeld in Steueroasen waschen konnten. Die Staatsanwaltschaft in Kopenhagen erhob Anklage gegen Borgen und acht weitere Vorstandsmitglieder, den ehemaligen Chefjuristen, die Wirtschaftsprüfer sowie den ehemaligen Chef der staatlichen Finanzaufsicht.

Gegen die Bank läuft bereits eine Reihe von Untersuchungen in Dänemark, den USA, Frankreich, der Schweiz, Finnland und Estland. Angestellte der estnischen Filiale sind angeklagt, aktiv zur Geldwäsche beigetragen und davon persönlich profitiert zu haben. Dieser Vorwurf wird zwar nicht gegen die ehemalige Führungsriege der Bank in Kopenhagen erhoben. Die Manager werden aber der groben Fahrlässigkeit verdächtigt. Die Manager behaupten ihrerseits, aufgrund technischer Schwierigkeiten bei der Umstellung des estnischen Computersystems auf das der Zentrale nichts von den kriminellen Machenschaften der Filiale in dem baltischen Land mitbekommen zu haben.

2,5 Milliarden Euro für Strafen auf der hohen Kante

Selbst wenn dies so sein sollte, überhörte die Unternehmensspitze etliche Warnungen der russischen Zentralbank, der US-Bank JP Morgan und der Deutschen Bank. Stattdessen erfreute man sich an den hohen Umsätzen und Gewinnen der kleinen Filiale. Nun aber drohen der Danske Bank hohe Geldstrafen. Das Institut hat deswegen bereits 2,5 Milliarden Euro zur Seite gelegt.

Die Anklage gegen den ehemaligen Vorsitzenden der dänischen Bankenaufsicht, Henrik Ramlau-Hansen, hat mit der Behörde nichts zu tun, sondern ausschließlich mit dessen beruflicher Vergangenheit. Er war nämlich selbst viele Jahre Finanzdirektor bei der Danske Bank, bevor er 2016 in die staatliche Bankenaufsicht wechselte. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Politikern löste dies Unmut aus, da man hier augenscheinlich den Bock zum Gärtner gemacht hatte. Letztlich musste Ramlau-Hansen seinen Posten wieder aufgeben, als seine Verstrickung in den Geldwäscheskandal öffentlich wurde.

Viele Kunden verließen wegen des Skandals die Bank

Für den nun angeklagten Ex-Chef der Bank, Thomas Borgen, wurde lange nach einem Ersatz gesucht. Der Nachfolger sollte nicht nur ausreichend Erfahrung mitbringen, sondern auch fern jeden Verdachts sein, in den Geldwäscheskandal verwickelt zu sein. In den Niederlanden wurde man dann fündig. Ab Juni soll Chris Vogelzang als neuer Generaldirektor für neues Vertrauen in der Danske Bank sorgen. Vogelzang arbeitet derzeit unter anderem als Berater beim Vermögensverwalter Blackstone, zuvor war er bis 2017 im Vorstand der niederländischen Bank ABN Amro.

Dabei schadeten der Geldwäscheskandal und andere Affären massiv dem Image der Danske Bank. Bisher kehrten ihr 18 000 dänische Kunden deswegen den Rücken und wechselten zu kleineren Geldhäusern. Dabei ist auch die zweitgrößte Bank in Nordeuropa, Nordea, offenbar keine rechte Alternative. Auch sie ist in einen Geldwäscheskandal verwickelt, wenn auch in einen kleineren als die Danske Bank.

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