Rätselhafte Familienbande

Wie ein Hochzeitsfoto interessante Einzelheiten enthüllt

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Thema Familie fallen den Leuten seit ewigen Zeiten Sprüche aller Art ein: Jubeleien und Warnungen, sarkastische und blödelnde Witzeleien, ganz Tiefes wie ganz Flaches. Für Karl Kraus hatte »das Wort Familienbande einen Beigeschmack von Wahrheit«. Und Erich Maria Remarque meinte, dass man erst genau wisse, »wie man seine Kinder erzogen hat, wenn man genau weiß, wie die Enkel ausgefallen sind«.

Die Zahl solcher Zitate ist Legion. Die meist etwas biederen, also später kaum von einem Lektor geglätteten, gehören natürlich auch dazu. So schrieb der im Graubündischen für sein Vers- wie Zahlenmaß geschätzte Schulmeister Andrin Jöri Zwyssig vor gut 200 Jahren einem jungen Ehepaar dieses kinderleichte wie auch anspruchsvolle sozial-biologische Rechenrätsel ins Familienstammbuch: »Aus eins mach zwei, aus zwei drei und vier, ist der Beginn vom Hochzeitsbrevier.«

Womit wir bei den Hochzeiten als Keim aller Familienstammbäume wären. Bedeutungsgerecht gehörten Hochzeiten zu den allerersten historischen Fotomotiven. Die Abbilder schmückten zahllose Zimmerwände und ebenso zahllose Familienfotoalben. Später wurden sie - und auch heute ist das noch so - immer kurzzeitig für Kinder und Kindeskinder interessant. Wie in unserem Fall mitunter auch als mathematisches Problem:

Oma Ottilie und Enkeltochter Elli betrachten ein altes Hochzeitsfoto. Auf dem sind die Verwandten der Braut, also Ellis Mutter Franzi, und des Bräutigams, Ellis Vater Marvin, zu sehen, insgesamt mehr als 27 Personen. Als Elli mit der Hand zwölf Verwandte des Bräutigams zudeckt, bemerkt die Oma, dass es bei den Nichtverdeckten mehr als doppelt so viele Verwandte der Braut wie des Bräutigams gibt. Als Elli daraufhin mit der Hand zehn Verwandte der Braut zudeckt, meint Oma Ottilie, dass unter denen, die nun zu sehen sind, mehr als neunmal so viele Verwandte des Bräutigams wie der Braut sind. Wie viele Verwandte der Braut und des Bräutigams sind insgesamt auf dem Bild zu sehen? Mike Mlynar

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal