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Mit Brecht Russland verstehen
Felix Jaitner über die Festnahme Alexej Nawalnyjs
Zum wiederholten Male ist der national-liberale russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj verhaftet worden. Laut seiner Anwältin wird ihm vorgeworfen, zu unerlaubten Demonstrationen aufgerufen haben. Nun drohen ihm bis zu 30 Tagen Arrest.
Die Festnahme erfolgt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Moskauer Opposition gegen den Ausschluss zahlreicher Oppositionspolitiker wegen vermeintlicher Formfehler demonstriert. Seitdem finden täglich Protestaktionen statt, die unter anderem von Nawalnyj mitorganisiert wurden. Am vergangenen Wochenende gingen 20.000 Menschen auf die Straße und auch für Samstag sind weitere Demonstrationen in der russischen Hauptstadt geplant.
Es gibt viele Gründe, die politischen Positionen Nawalnyjs abzulehnen: Seine rassistischen Äußerungen gegenüber Kaukasiern sind genauso abstoßend wie seine Gleichgültigkeit gegenüber der sozialen Ungleichheit im Land. Doch bringt Nawalnyj damit Ansichten zum Ausdruck, die von einem relevanten Teil der russischen Gesellschaft geteilt werden. Aber die Moskauer Stadtregierung fürchtet weniger Nawalnyjs Positionen, als eine eigenständige Mobilisierung der Bevölkerung. Da wäre es doch frei nach Brecht besser, der Staat löst das Volk auf und wählt ein neues.
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