Rentenruinenlandschaft

Uwe Kalbe über die Idee eines Betriebsrentenzwangs

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Kein Bundestagsabgeordneter muss sich ernsthaft ausmalen, mit weniger als 900 Euro im Monat über die Runden zu kommen. Eine Anfrage an die Bundesregierung ergab: Jede zweite Rente in Deutschland liegt unterhalb dieser Marke. Die entsprechenden Entscheidungen in den letzten 15 Jahren wurden am Ende immer auch von der Mehrheit des Bundestages abgesegnet. Alle Abgeordneten, die hierfür die Hand hoben, sollten bei normaler psychischer Konstitution eigentlich mit schweren Depressionen zu kämpfen haben. Herabsetzung des Rentenwertes, Heraufsetzung des Rentenalters und Schwächung der gesetzlichen Rente gegenüber Betriebsrenten und privaten Versicherungen - dieses toxische Gemisch hat das Rentensystem zur Ruinenlandschaft gemacht. Hinzu kamen Arbeitsmarktreformen, an deren Ende ein aufgeblähter Niedriglohnsektor entstand. Minilöhne haben Minirenten zur Folge.

Die Christlichen Arbeitnehmer in der Union verlangen nun einen Zwang zur Betriebsrente, weil die Riester-Rente »in die Sackgasse« geführt habe (was sie zweifellos hat). Sie bestätigen damit zwar eigene Fehler, aber nicht, dass sie daraus gelernt hätten. Ein Zwang zur Betriebsrente kann nicht schaden, änderte aber nichts daran, dass die gesetzliche Rente als entscheidender Bestandteil der Altersvorsorge bei inzwischen den meisten Menschen nicht mehr ausreicht. Minibetriebsrenten helfen dagegen nicht. Auch wenn es einem CDU-Parlamentarier wie eine Revolte gegen die Wirtschaft vorkommen mag, Unternehmen zur Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter zu verpflichten - am falschen Rentenkonzept ändert er damit nichts.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal