Neue Mechatroniker braucht die Stadt

Erstmals kooperieren die Berliner Bäder mit den Wasserbetrieben bei der Ausbildung des Nachwuchs

  • Julian von Bülow
  • Lesedauer: 2 Min.

Der motorisierte Schlitten fährt über die Schiene, die Hydraulik schnauft, doch das Signal leuchtet rot. »Und, Fehler gefunden?«, fragt der Ausbilder. »Irgendwas klappt mit der Steuerung nicht«, seufzt Azubi Henrik Brunzlow. Die Auszubildenden üben für ihre praktische Abschlussprüfung zum Mechatroniker. Damit endet für sie die dreieinhalbjährige Ausbildung bei den Berliner Wasserbetrieben. Mit dem neuen Jahrgang werden ab September erstmals auch zwei Azubis der Berliner Bäder-Betriebe unter den rund 270 Lehrlingen der Wasserbetriebe sein. Die Vereinbarung zur Kooperation unterzeichneten am Dienstag Vertreterinnen der beiden kommunalen Betriebe.

»Die Landesunternehmen haben einen deutlichen Mehrwert, wenn sie sich zusammentun«, so Annette Siering, Vorständin der Bäder-Betriebe. »Wir müssen für unseren Nachwuchs selber sorgen, besonders angesichts des demografischen Wandels.«

Der Druck ist da, denn in der Vergangenheit kam es in Schwimmhallen und Freibädern wegen der dünnen Personaldecke öfters zu Ausfällen, nicht nur wegen fehlender Bademeister*innen. Bei den Wasserbetrieben sieht die Lage jedoch anders aus. Sie gelten als Vorzeigeunternehmen, erwirtschaften Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe. Die Kooperation sei auch eine Bestätigung für die gute Qualität der Ausbildung, sagte Kerstin Oster, Personalchefin der Wasserbetriebe.

Mit der getroffenen Vereinbarung werden erstmals auch Mechatronik-Ausbildungsstellen bei den Bäderbetrieben geschaffen. Denn mit Klimatechnik und Wasseraufbereitung gebe es den Bedarf, erklärt Siering.

Während Brunzlow für Pressefotos an der Fräse posieren soll, lehnt sein Kollege Johannes Haase schmunzelnd an der Werkbank gegenüber. »In der Ausbildung haben viel mit Schaltschränken, Pumpen und Motoren in den Außenstellen der Wasserbetriebe zu tun.« Vorher müssen die Azubis jedoch Theorie in der Berufsschule in Spandau lernen.

Dort stehen neben physikalischen Berechnungen auch Programmieren, technisches Englisch sowie Wirtschafts- und Sozialkunde auf dem Stundenplan. Die praktische Erfahrung wird allerdings in der Ausbildungswerkstatt in Lichtenberg vermittelt. »Die Pendelei ist zwar etwas nervig«, sagt der 21-Jährige, »dafür ist die Ausbildungsvergütung mit durchschnittlich knapp 1100 Euro sehr gut.«

Die Auszubildenden blicken jedenfalls zuversichtlich auf die Prüfung. Haase überlegt, eines Tages noch den Meister oder ein technisches Studium zu absolvieren. »Bis dahin möchte ich aber erst einmal bei den Wasserbetrieben arbeiten.«

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