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Beten reicht nicht
Niklas Franzen meint, der Amazonas lässt sich nicht allein via Twitter retten
In sozialen Netzwerken hat es sich durchgesetzt, seine Anteilnahme für jegliche weltpolitische Tragödie mit »PrayFor« plus Region oder Stadt XY zum Ausdruck zu bringen. Nun brennt der Amazonas und die virtuelle Trauergemeinde versammelt sich hinter dem Hashtag PrayForAmazonas (Beten für Amazonas).
Die Situation ist in der Tat besorgniserregend: Die Waldbrände haben um 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, die Abholzung ist seit dem Amtsantritt von Bolsonaro sprunghaft angestiegen. Der letzter Streich des selbsterklärten »Kapitän Kettensäge«: Bolsonaro macht NGOs für die Brände verantwortlich - ohne Beweise zu liefern. Doch es steht außer Frage, dass seine umweltfeindliche, neoliberale Politik Schuld am näherrückenden Öko-Kollaps hat.
Was jedoch oft vergessen wird: Auch vorherige Regierungen - ja, auch die der sozialdemokratischen Arbeiterpartei PT - hofierten das Agrarbusiness, ohne Rücksicht auf Natur und Mensch. Und deutsche Firmen verdienen prächtig an der Abholzung mit. Je mehr Bäume fallen oder brennen, desto höher sind die Gewinne. Die Zerstörung des Amazonas ist die Konsequenz eines Wirtschaftssystems, in dem Profitstreben die Maxime ist. Wichtiger als auf Beistand von oben zu hoffen, wäre es deshalb, die Systemfrage zu stellen. Beten allein reicht nicht.
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