Neue Produkte für Thüringen

sieben tage, sieben nächte über die Safran-Ernte in Thüringen.

Falls Sie es noch nicht wussten: Die Safran-Ernte in Thüringen ist in diesem Jahr zufriedenstellend ausgefallen. Experten sprechen von guter Qualität des kostbaren Gewürzes, das in Altenburg, im Osten des Freistaats, gedeiht. Zwar gebe der Safran aus dieser Gegend seine Farbe langsamer ab, doch bei längerem Kochen letztlich mit dem gleichen Ergebnis.

In Thüringen, wo traditionell einige Heil- und Gewürzpflanzen, etwa Kamille, Pfefferminze, Ringelblumen und Borretsch, angebaut werden, wird derzeit auch mit Safran experimentiert. Genauer: mit Safrankrokussen, von denen 50 000 auf gut 1000 Quadratmetern angepflanzt wurden. Mehr Dünger, weniger Dünger, verschiedene Böden, die Wirkung von Unkrautvernichtern und die Nachbarschaft zu anderen Pflanzen werden dabei untersucht. Festzustehen scheint bereits, dass die Blumen, deren Blütenfäden das kostbare Gewürz bilden, grundsätzlich in diesen Breiten wachsen; und das wird nicht einmal mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht. Sondern mit dem vom Bundesforschungsministerium mit 320 000 Euro geförderten Wettbewerb »Neue Produkte für die Bioökonomie«. Gänzlich unabhängig von Iran und Ländern des Maghreb oder Südeuropa, könnte hier also künftig der Kuchen gel gemacht werden, was so viel heißt wie gelb.

Ein paar farbliche Experimente schaden nicht, sind doch möglicherweise schon ab Sonntag auch »Neue Produkte für die Politik« gefragt. Dabei kann die Regierungspartei, die in Grafiken meist das Purpur der Safrankrokusblüten trägt, für sich genommen mit der zu erwartenden Stimmenernte laut den Wahlprognose-Experten ausgesprochen zufrieden sein. Und das, obwohl der Ministerpräsident nicht dazu neigt, seinen Landsleuten »das Blaue vom Himmel zu versprechen«, wie er »nd« erklärte (25.10., Seite 3).

Auf Erden, zumindest der thüringischen, könnte der Fall eintreten - noch neuer als Safran auf nachkriegsdeutschem Boden -, dass nicht nur die Regierungskoalition, sondern auch ein Bündnis aus den Parteien, die bis vor Kurzem noch im Zweierpack »Große Koalition« genannt wurden, plus Grünen plus Gelben nicht regieren kann. Dann ist guter Rat teuer, womit wir auch wieder beim Safran wären. Das Gewürz, das bis zu 30 000 Euro pro Kilo einbringt, kann zwar maschinell gepflanzt, muss aber aufwendig per Hand geerntet werden. Auch die Zeit, die für das Pflücken und Zupfen nötig ist, wird im Rahmen des Altenburger Projekts gemessen und protokolliert, um daraus mögliche Lohnkosten zu errechnen. Anders als bei der Qualität klangen die Experten bei diesem Thema eher verhalten optimistisch im Gespräch mit dpa und sagten, auf Basis von Zahlen aus Italien sei Wirtschaftlichkeit »denkbar«. Dort gibt es allerdings keinen gesetzlichen Mindestlohn. Es bleibt also spannend in Thüringen, bioökonomisch wie politisch.

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