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Ein bisschen olympisch

Die Winterspiele der Jugend dienen dem IOC als Experimentierfeld - können aber auch zum Vorbild werden

  • Martin Beils, Lausanne
  • Lesedauer: 3 Min.

Kenner sprechen knapp von Skimo. Als Ski Mountaineering wird die Sportart offiziell bezeichnet. Mit Skibergsteigen wird sie übersetzt. Für manchen ist es schlicht verschärftes Tourengehen. Egal, wie es heißt - furchtbar anstrengend ist es allemal und jetzt auch ein bisschen olympisch. »Wahrscheinlich auf der IOC-Sitzung 2022 in Peking« wird laut des Generalsekretärs des Mountaineering-Weltverbandes, Roberto Cavallo, entschieden, ob die Sportart vier Jahre später in Italien auch bei den Senioren olympisch sein wird.

Bei den im Schweizer Lausanne laufenden dritten Olympischen Jugend-Winterspielen ist das Skibergsteigen unter acht Sportarten die einzig neue. Zwei Aufstiege und zwei Abfahrten mussten die Athleten bewältigen. Der deutsche Trainer Hermann Gruber freute sich nach dem fünften Platz seines Staffelquartetts am Dienstag: »Wir hatten mit einem Platz unter den ersten fünf geliebäugelt. Toll, dass das hingehauen hat.«

Generell sind die Spiele ein Experimentierfeld für neue Disziplinen: Von den Sommer-Jugendspielen 2018 in Buenos Aires schaffte es zum Beispiel Breakdance ins olympische Programm von Paris 2024. Am wichtigsten sei aber »die Erfahrung der jungen Leute, das zählt«, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. »Die Olympischen Jugendspiele sind für sie da, um sich mit der olympischen Familie und den Werten vertraut zu machen, das hat Priorität.« Medaillen und Titel sollen dabei nicht im Vordergrund stehen - bei den Siegerehrungen wird nur die olympische Hymne gespielt.

Auch sportpolitisch werden Versuche angestellt. So ist Lausanne 2020 das erste grenzüberschreitende olympische Event: Biathlon wird im französischen Jura ausgetragen. So etwas könnte Vorbildwirkung für das große Olympia haben, dessen Statuten mittlerweile diese Internationalität zulassen. Mit den Jugend-Sommerspielen 2022 in Senegals Hauptstadt Dakar finden zudem erstmals olympische Wettbewerbe auf dem afrikanischen Kontinent statt. Die Jugend-Winterspiele 2024 hat das IOC in die südkoreanische Olympiaregion von 2018 vergeben, um bestehende Sportstätten erneut zu nutzen.

Skimo passt da gut ins stärker auf Nachhaltigkeit ausgelegte Bild, das Olympia gerade nach den ökologisch imageschädigenden Winterspielen in Pyeongchang 2018, vor allem aber in Sotschi 2014 von sich zeichnen möchte. Die Sportart produziert schöne Bilder, für sie müssen aber keine neuen Anlagen in die Berge gehauen werden. »Es ist sehr ökologisch«, betonte Weltverbandspräsident Thomas Kähr. »Wir könnten für die Olympischen Spiele eine echte Bereicherung sein.«

Der Deutsche Olympische Sportbund ist mit einem 90-köpfigen Team bei den Spielen in Lausanne. Die 16-jährige Lara Klein hatte mit Bronze im Slalom den ersten deutschen Podestplatz geholt. Den klangvollsten Namen trägt Victoria Stirnemann. Die 17-Jährige ist Deutschlands größtes Eisschnelllauftalent und wird von ihrer Mutter, der dreifachen Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann trainiert. Auf dem St. Moritzersee fehlte ihr als Vierte über 1500 Meter knapp eine halbe Sekunde zu Bronze. »Natürlich träumt man von mehr«, räumte sie ein. Ganz so unwichtig sind Medaillen wohl doch nicht. dpa/nd

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