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Zum Glück hartnäckig
Uwe Kalbe über die Ostermarschbewegung im Jahr 2020
Der Mensch bemerkt gern mit einiger Verspätung, dass etwas falsch läuft. Dann erst, wenn die alten Routinen sichtbar im eigenen Untergang münden, wird er wach. Corona ist eine so unerhörte Bedrohung, dass selbst notorische Abwiegler allenfalls vorsichtig Bedenken äußern, ob denn all die Einschränkungen wirklich angebracht seien. Man merkt: Das Leben, relativ behütet durch ein über Zweifel letztlich erhabenes Gesundheitssystem, wird zur Fiktion, wenn die Umstände sich jäh ändern.
Jetzt wäre die Zeit sich klar zu machen: Leben ist keine Selbstverständlichkeit. Leben im Frieden ist nicht einmal Normalität in der Geschichte. Doch jene Menschen, die seit Jahrzehnten gerade zu Ostern auf diese Tatsache hinweisen, mussten immer wieder hinnehmen ignoriert, bespöttelt oder gar beargwöhnt zu werden.
Die Ostermarschbewegung hatte wohl nie so schlechte Voraussetzungen, ins Bewusstsein zu dringen wie jetzt. Doch selten war ihre Botschaft so offenkundig richtig wie jetzt. Die weltweite Pandemie wird alle Widersprüche, alle Ungerechtigkeiten verschärfen, wie sie die Bedingungen verbessert, in autoritären Lösungen den Ausweg zu sehen. Solidarität wird jetzt allerorten beschworen. Doch die Hinnahme von Opfern - anderswo - zeigt, wie wenig verlässlich sie ist. Und Krieg ist am Ende nur der offenbarste Verstoß gegen jede Solidarität.
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