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Steuerrecht zementiert alte Rollenmodelle

Verheiratete Männer profitieren - auch in der Krise

  • Mascha Malburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Beim sogenannten Ehegattensplitting werden die Löhne Verheirateter addiert und danach gleichmäßig auf beide Partner verteilt. So spart derjenige, der mehr verdient, erheblich bei der Einkommensteuer. Damit begünstigt das deutsche Steuerrecht Ehen, in denen ein Partner mehr verdient als der andere. In der Praxis bedeutet das: Spitzenverdiener mit nicht erwerbstätiger Ehefrau haben den größten Vorteil. Denn das Modell Spitzenverdienerin mit Hausmann kommt in der Realität kaum vor.

Dass das Ehegattensplitting vor allem Frauen benachteiligt, illustriert die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag. Demnach besitzen Männer in Deutschland durchschnittlich deutlich mehr Vermögen als Frauen. Sie sparen zugleich massiv Steuern, wenn ihre Ehefrauen niedrige oder gar keine Erwerbseinkünfte haben.

Die Coronakrise könnte diesen Effekt noch einmal verstärken: Verheiratete Frauen, die in Kurzarbeit gehen, um die Kinder zu betreuen, bekommen dadurch deutlich weniger netto als zuvor. Denn durch die Mindereinnahmen fallen sie zu etwa 90 Prozent in die Steuerklasse V mit hohen Abgaben, während ihre Männer in Steuerklasse III stärker vom Splitting profitieren.

Lisa Paus, Finanzexpertin der Grünen, sagte am Mittwoch im »Inforadio«, der Fakt, dass sämtliche Vergünstigungen für höhere Einkommen gelten, zeige, »dass Frauen vom Steuersystem benachteiligt werden«. Schließlich verdienten sie im Schnitt erheblich weniger. Paus widersprach auch dem Argument von Unternehmern und Steuerberatern, Frauen hätten durch das Splitting früher mehr Geld. Denn bei Sozialversicherung oder Lohnersatzleistungen hätten sie langfristig deutlich geringere Nettoansprüche als Männer. Das führe zu niedrigen Renten und damit häufig zu Altersarmut, warnte Paus. Grüne und Linkspartei, aber auch die SPD, fordern eine Abschaffung des Ehegattensplittings. Sie monieren zudem, dass das Steuersystem auch Alleinerziehende benachteiligt.

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