Planetengeburt im »Knick«

Astronomen beobachten Anzeichen für Entstehung eines weit entfernten Babyplaneten

  • Lesedauer: 2 Min.

Forscher haben bei einem Stern in 520 Lichtjahren Entfernung deutliche Hinweise auf die Geburt eines Planeten entdeckt. In einer dichten Scheibe aus Staub und Gas fanden die Astronomen eine markante Spiralstruktur mit einem »Knick«, wie die Europäische Südsternwarte (ESO) in Garching mitteilte. Dieser »Knick« markiert demnach den Ort, an dem sich möglicherweise ein Planet bildet.

Damit könnte der »Knick« den ersten direkten Beweis für die Entstehung eines Babyplaneten liefern. Den Wissenschaftlern gelang die Beobachtung mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO in Chile. Über das entstehende Planetensystem beim jungen Stern AB Aurigae berichten die Forscher in der Fachzeitschrift »Astronomy & Astrophysics«.

»Tausende von Exoplaneten wurden bisher identifiziert, aber es ist wenig darüber bekannt, wie sie sich bilden«, erklärte Anthony Boccaletti vom Observatoire de Paris, der die Studie leitete. Astronomen wissen, dass Planeten in staubigen Scheiben um junge Sterne geboren werden, wenn kaltes Gas und Staub zusammenklumpen - so wie bei AB Aurigae. Die neuen Beobachtungen könnten helfen, diesen Prozess besser zu verstehen. »Wir müssen sehr junge Systeme beobachten, um den Moment zu erfassen, in dem sich Planeten bilden«, erläuterte Boccaletti. Doch bisher gelang es laut ESO nicht, ausreichend scharfe und tiefe Bilder dieser jungen Scheiben aufzunehmen.

Die neuen Bilder zeigen nun eine Spirale aus Staub und Gas um den Stern AB Aurigae im Sternbild Fuhrmann. Solche Spiralen signalisieren die Existenz von Babyplaneten, die das Gas »anschubsen« und dabei »Störungen in der Scheibe in Form einer Welle erzeugen, ähnlich dem Kielwasser eines Boots auf einem See«, erklärte Emmanuel Di Folco vom Astrophysiklaboratorium Bordeaux (Frankreich). Während sich der Planet um den Zentralstern dreht, wird diese Welle zu einem Spiralarm geformt. Die nun beobachtete sehr helle, gelbe »Knickzone« könnte einer dieser Störherde sein, an denen nach Ansicht des Forscherteams ein Planet entsteht.

»Dieser Vorgang wird von einigen theoretischen Modellen zur Planetenentstehung erwartet«, erklärte die Koautorin Anne Dutrey, die ebenfalls am LAB tätig ist. »Er stellt die Verbindung zweier Spiralen dar.« AFP/nd

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -