Unterwasserflüsse vor Australien

Die erstmalig beobachteten Strömungen sind möglicherweise auch für den Transport von Schadstoffen entlang der australischen Küste verantwortlich.

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein höchst erstaunlicher Fund: Forscher der Universität von Westaustralien sind auf Unterwasserflüsse entlang der australischen Küste gestoßen. Etwas Vergleichbares hat man bisher nirgendwo sonst auf der Welt entdeckt. Auf das ungewöhnliche Phänomen stießen die australischen Forscher mithilfe autonomer Unterwasserfahrzeuge. Denn mit dem bloßen Auge sind die Flüsse am Meeresboden nicht erkennbar.

Vielmehr entdeckten die Meeresforscher sie dank Tausender Einzeldaten, die die ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge über Jahre hinweg gesammelt hatten. »Die Daten decken mehr als ein Jahrzehnt ab und entsprechen mehr als 2500 Tagen auf See«, sagte Tanziha Mahjabin, die die Flüsse im Rahmen ihrer Doktorarbeit entdeckt und die Ergebnisse im Fachjournal »Scientific Reports« veröffentlicht hat. Dabei wertete die Wissenschaftlerin Daten aus verschiedenen Regionen Australiens aus und untersuchte zudem die Unterschiede zu verschiedenen Jahreszeiten.

Unterwasserflüsse in dieser Größenordnung wurden bisher nirgendwo sonst auf der Welt beobachtet. Laut Chari Pattiaratchi, einem Ozeanografen an der westaustralischen Universität, ist dies »die bedeutendste Entdeckung für die Küstenozeanografie in den letzten Jahrzehnten, nicht nur in Australien, sondern weltweit«.

Normalerweise würden Satelliten verwendet, um bestimmte Oberflächenmerkmale zu verfolgen. Da sich die Flüsse jedoch unter Wasser befänden, seien sie bis zum Einsatz der Unterwasserfahrzeuge nicht entdeckt worden, sagte der erfahrene Wissenschaftler, dessen Forschungen über Meeresströmungen auch schon bei der Suche nach dem vermissten Malaysia-Airlines-Flugzeug MH370 genutzt wurden.

Die Flüsse bilden sich während der Wintermonate entlang der australischen Küsten. Sie sind ein Ergebnis der veränderten Wasserdichte: So ist das Wasser an den flacheren Küstengewässern aufgrund stärkerer Verdunstung in den Sommermonaten ohnehin schon salzhaltiger, das heißt, es hat eine höhere Dichte als das Wasser im Ozean. Kühlt sich das Wasser im Winter noch zusätzlich ab, wird der Dichtekontrast nochmals erhöht. Das dichtere Wasser vor der Küste sinkt auf den Meeresboden und bildet so einen Unterwasserfluss.

Diese Erkenntnis ist vor allem deshalb von Belang, weil die küstennahen Meeresregionen ein Auffangbecken für Nährstoffe, pflanzliche und tierische Stoffe sowie für Schadstoffe sind und das Land mit dem tieferen Ozean verbinden. Die Unterwasserflüsse spielen eine wichtige Rolle beim Transport all dieser Stoffe von den Küstenregionen bis ins offene Meer.

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