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Siegerehrung statt Schultüte

Der Potsdamer Rennkanute Ronald Rauhe macht für Olympia noch ein Jahr weiter - und dafür privat Abstriche

  • Frank Thomas, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Fortsetzung der Karriere ist gesichert, die Form stimmt auch noch mit 38 Jahren - nur die Einschulung seines Sohnes Til im kommenden Jahr bereitet Olympiasieger Ronald Rauhe Kummer. »Das ist bitter. Die Einschulung ist am Finaltag der Spiele von Tokio. Da kann ich also nicht dabei sein. Es tut mir jetzt schon leid, ich habe lange daran geknabbert«, sagte der unverwüstliche Rennkanute aus Potsdam.

Wochenlang hat es gedauert, ehe sich der jeweils 16-malige Welt- und Europameister durchrang, seine lange Laufbahn noch einmal um ein Jahr zu verlängern. Eigentlich wollte er nach den Olympischen Spielen im August 2020 sein Paddel in die Ecke stellen und geriet nach der Verschiebung - vor allem wegen der Belastungen für die junge Familie - in Gewissensnöte. Nach langer Abwägung hat er nun entschieden, seine Erfolgskarriere bis zu den auf 2021 verschobenen Spielen fortzusetzen. Er hofft sehr, dass sie dann trotz aller Probleme wegen des Coronavirus über die Bühne gehen: Es wären seine sechsten Olympischen Spiele und ein schöner Schlusspunkt einer Karriere, wie sie wohl nur mit jener der 24 Jahre an der Spitze thronenden Rekordolympionikin Birgit Fischer vergleichbar ist.

Das Wichtigste sei in den Wochen nach der Olympiaabsage gewesen, zu klären, dass sich seine Frau Fanny um die Kinder kümmern kann und nicht Vollzeit arbeiten muss, wenn er in Trainingslagern oder bei Wettkämpfen weilt. Mit Fanny, der Nichte von Birgit Fischer und selbst Olympiasiegerin 2008 im Kajak-Vierer, ist Rauhe seit 2015 verheiratet und hat zwei Söhne.

Auch seine Sponsorenverträge waren dieses Jahr ausgelaufen. »Jetzt ist das alles geregelt«, erzählte Rauhe. Der Vertrag bei der Bundeswehr geht weiter, und auch sein Hauptsponsor habe sein Engagement vorzeitig verlängert, berichtete der Zweier-Olympiasieger von 2004 erleichtert: »Das alles hilft mir, meinen Traum zu erfüllen.« Für den Verband ist die Fortsetzung seiner Karriere von unschätzbarem Wert. »Fast könnte man sagen, er ist die Claudia Pechstein des Kanusports. Ronny ist ein echter Leitwolf, er ist einfach nicht aus dem Team wegzudenken«, meinte Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes.

Vor allem das Leistungsniveau des muskelbepackten Sprintspezialisten fasziniert den Präsidenten. Drei der vier diesjährigen Leistungsüberprüfungen der deutschen Kajakelite hat der 38-Jährige für sich entschieden. »Ich war selbst überrascht, wie gut ich drauf bin«, berichtete Rauhe schmunzelnd. Denn eigentlich wisse er, »dass die Zeit nicht für mich arbeitet«. Seinen ersten Wettkampf nach der Coronapause Anfang August wird er bei den Einer-Meisterschaften in Duisburg bestreiten. »Aber fast noch wichtiger ist für mich die Überprüfung im Vierer einen Tag zuvor.« Denn im Großboot wollen die Deutschen im kommenden Jahr ganz oben auf dem Olympiatreppchen stehen. Das wäre dann ein wahrlich goldiges Karriereende für Ronald Rauhe. dpa/nd

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