Der Großmeister

John Fitzgerald Johnson führt die schwarze Miliz »Not Fucking Around Coalition« an.

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Er wolle Louisville »niederbrennen«, wenn »die Mörder von Breonna Taylor nicht verhaftet werden«, das hat John Fitzgerald Johnson aka Grandmaster Jay mehrfach öffentlich angekündigt. Der Anführer der schwarzen Miliz »Not Fucking Around Coalition« (NFAC) - sinngemäß etwa »Wir spaßen nicht« - macht mit scharfer Rhetorik Schlagzeilen. Er will in vier Wochen erneut mit Hunderten bewaffneten Afroamerikanern in der größten Stadt im US-Bundesstaat Kentucky aufmarschieren, wenn die Polizisten, die für die Tötung der schwarzen Notfallmedizin-Technikerin im März verantwortlich sind, nicht verhaftet werden.

Der schwarze Nationalist ist der Anführer der sonst anonym und vermummt auftretenden Miliz, die offensichtlich für einen Trend zu afroamerikanischer Selbstbewaffnung steht. Johnson sympathisierte früher mit Black Lives Matter, grenzt sich nun aber von der Bewegung ab: »Sie glauben nicht an Gewalt, wir schon.« Kritiker sehen ihn als geltungssüchtigen Selbstdarsteller, Anhänger als charismatischen Anführer.

Johnsons selbst glaubt an »schwarze Überlegenheit«, inszeniert sich mit Brille auch als intellektuell, versucht sich als seriösen Anführer darzustellen. Seine Miliz bestehe aus schwarzen Militärveteranen, keine »Jungs, Menschen mit Jobs«. Für US-Afroamerikaner will er die Gründung einer schwarzen Nation. Johnson sieht sich in der Tradition der Black Panther und von Malcolm X.

Der Hip-Hop-DJ trat 2016 als unabhängiger Präsidentschaftskandidat an. Seine Musikvideos auf YouTube weisen nur wenige Hunderte Klicks auf. Mit seinen Politkommentar-Videos aus seiner Küche oder seinem Auto - meist zu Polizeigewalt - hat er mehr Erfolg. Dort erklärt er seinen Wandel zu gesünderem Leben und vermischt Rassismuskritik, Antikapitalismus und Verschwörungstheorien über Medien - inklusive Bezug auf die antisemitischen Protokolle der Weisen von Zion.

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