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Bundesregierung: Nawalny mit Nervenkampfstoff vergiftet

Seibert: Russische Regierung ist aufgefordert, sich zu dem Vorgang zu erklären / Auswärtiges Amt bestellt russischen Botschafter ein

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny ist nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mit dem chemischen Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Die Labortests hätten den »zweifelsfreien Nachweis« darüber erbracht, teilte die Bundesregierung am Mittwoch mit. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einem »bestürzenden Vorgang«. »Die Bundesregierung verurteilt diesen Angriff auf das Schärfste. Die russische Regierung ist dringlich aufgefordert, sich zu dem Vorgang zu erklären.«

Das Untersuchungsergebnis könnte die ohnehin schon schwer angeschlagenen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sowie anderen westlichen Staaten noch einmal massiv erschüttern. Ob die Russische regierung allerdings ist der Vergiftung Nawalnys steckt, ist unklar.

Ein Nervengift der Nowitschok-Gruppe wurde auch bei der Vergiftung des ehemaligen russischen Doppelspions Sergej Skripal und seiner Tochter Julia im britischen Salisbury 2018 verwendet. Die beiden überlebten nur knapp.

Als Reaktion hatten zahlreiche westliche Staaten russische Diplomaten ausgewiesen. Auch diesmal strebt die Bundesregierung ein abgestimmtes Vorgehen der westlichen Verbündeten an. Das machten der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, und Verteidigungs- Staatssekretär Gerd Hoofe in einer gemeinsamen Unterrichtung von Bundestagsabgeordneten nach Teilnehmerangaben deutlich.

Moskauer Nebel, made in Berlin
Eine Misere in Endlosschleife: Der Fall Nawalny und die deutschen Medien.

Das Auswärtige Amt will den Botschafter Russlands über die Untersuchungsergebnisse unterrichten. »Ferner wird die Bundesregierung mit der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) Kontakt aufnehmen«, erklärte Seibert.

Nawalny, der am 20. August auf einem Flug in seiner Heimat plötzlich ins Koma gefallen war und zunächst in Omsk untersucht wurde, wird auf Drängen seiner Familie in der Charité behandelt. Die deutschen Ärzte gingen nach einer Auswertung von klinischen Befunden bereits davon aus, dass Nawalny vergiftet wurde. Die russische Regierung hatte die Einschätzung der Berliner Charité, dass Nawalny vermutlich vergiftet wurde, als vorschnell bezeichnet. dpa/nd

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