Harris greift Trump an

Debatte der Vizepräsidentschaftskandidaten dreht sich um Inhalte

  • Lesedauer: 3 Min.

Salt Lake City. In der einzigen TV-Debatte der Vizekandidaten vor der US-Präsidentenwahl hat Herausforderin Kamala Harris das Coronavirus zu einem zentralen Thema gemacht. »Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden«, sagte Harris am Mittwoch in Salt Lake City auf einer Bühne mit Vizepräsident Mike Pence. »Das amerikanische Volk hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.«

Pence konterte mit dem oft auch von Donald Trump vorgebrachten Argument, dass Maßnahmen seiner Regierung Hunderttausende Menschenleben gerettet hätten. Zu Appellen des demokratischen Präsidentenkandidaten Joe Biden und von Harris, Vorsichtsmaßnahmen gegen Corona zu ergreifen und beispielsweise einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sagte Pence: »Der Unterschied ist hier, Präsident Trump und ich vertrauen darauf, dass die amerikanischen Menschen ihre Wahl treffen, was am besten für ihre Gesundheit ist.«

Die Debatte der Vizekandidaten vor der Wahl am 3. November verlief viel geordneter als das Duell von Trump und Herausforderer Biden, das eine Woche zuvor im Chaos versunken war. Der Auslöser dafür war vor allem, dass Trump immer wieder Biden ins Wort fiel. Die Vizekandidaten unterbrachen einander dagegen kaum - auch weil Harris zwei Anläufe von Pence mit einem resoluten »Mr. Vizepräsident, jetzt rede ich« stoppte. An anderer Stelle, als es um Recht und Ordnung und Polizeigewalt ging, wies Harris Pence erneut in die Schranken: »Ich werde hier nicht sitzen und mich vom Vizepräsidenten belehren lassen, was es heißt, die Gesetze unseres Landes durchzusetzen. Ich bin hier die einzige auf der Bühne, die alles strafrechtlich verfolgt hat, von Kindesmissbrauch bis Mord.«

Harris (55) und Pence (61) bestritten ihr rund 90-minütiges Duell auf etwa 3,7 Metern Distanz zueinander. Zusätzlich trennten sie Plexiglasscheiben. Für die wenigen Zuschauer der Debatte vor Ort galt eine Maskenpflicht. In einer Schnellumfrage des Nachrichtensenders CNN hielten 59 Prozent Harris für die Gewinnerin der Debatte, 38 Prozent Pence. Unter Frauen war das Ergebnis mit 69 zu 30 Prozent noch eindeutiger.

Pence fiel damit auf, dass er mehrfach Fragen ignorierte und stattdessen die Botschaften platzierte, die er unterbringen wollte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Abtreibungen zunächst einmal darüber weiter, wie die Trump-Regierung Irans Topgeneral Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff getötet hatte. Beide Kandidaten wichen der Frage aus, wie ihre Absprachen mit den jeweiligen Präsidentschaftsanwärtern für eine Machtübergabe sind. Ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an Covid-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amtsantritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte.

Harris betonte, dass Biden als Präsident die Steuerreform von Trump rückgängig machen würde. Pence erklärte daraufhin, dass dies Steuererhöhungen für die Wähler bedeuten würde. Daraufhin sagte Harris: »Joe Biden wird für niemanden die Steuern erhöhen, der weniger als 400 000 Dollar im Jahr verdient.« Harris sagte auch, dass eine Biden-Regierung »mit Stolz« wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen beitreten würde. Pence wich der Frage aus, ob er den Klimawandel für eine existenzielle Bedrohung halte. »Das Klima ändert sich, wir werden der Wissenschaft folgen«, sagte er. dpa/nd Seite 13

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal