Empirie kann Druck machen

Sebastian Bähr zur neuen Studie über Rassismus bei der Polizei

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Betroffenen wussten es schon - nun hat auch der Zwischenbericht einer Studie von Bochumer Wissenschaftlern aufgezeigt: Nichtweiße Menschen und andere Gruppen mit Migrationshintergrund erleben Kontrollen und Benachteiligungen durch Polizisten häufiger als weiße Menschen. Es handele sich dabei um ein »strukturelles Problem«, resümieren die Forscher. Interviews mit Polizisten deuten zudem auf explizit rassistische Einstellungen unter den Beamten hin, auch wenn diese selbst ihr Handeln anders bewerten. Wie groß das Problem ist, könne man aber nicht genau bestimmen.

Diese Ergebnisse überraschen wenig. Entsprechende Schilderungen gibt es zuhauf, und das nicht erst seit den jüngsten antirassistischen Protesten. Auch dass die Polizei ein eigenständiger politischer Akteur ist und mitunter Brutstätte für autoritäre und demokratiefeindliche Einstellungen, beginnt sich als Erkenntnis durchzusetzen. So selbstverständlich dieses Wissen erscheint - man kann die empirischen Befunde nun zumindest nutzen, um den politischen Druck zu erhöhen. Innenminister Horst Seehofer lehnt nach wie vor eine Studie zu Rassismus bei der Polizei ab. Geplant sei lediglich eine Untersuchung zu Rassismus in der Gesellschaft und eine andere zum Polizeialltag, betonte der Minister. Im Gegensatz zur SPD, die noch immer versucht, das Ganze als Erfolg zu verkaufen. Noch ist völlig unklar, was am Ende dabei herauskommt.

Bis dahin lohnt es sich für die kritische Zivilgesellschaft, selber zu forschen. Damit sollte sie sich jedoch nicht zufriedengeben. Unabhängige Beschwerdestellen, Abrüstung und demokratische Kontrolle der Polizei müssen weiter gefordert sowie Diskussionen zu alternativen Schutzkonzepten geführt werden. Veränderung wird es ohne einen anderen Blick auf Sicherheit nicht geben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal