Sieht so der Retter für Schalke aus?

Trainer Christian Gross erweckt nicht den Eindruck, dass er den Abstieg noch abwenden kann.

  • Arne Richter und Carsten Lappe
  • Lesedauer: 3 Min.

Der FC Schalke 04 bleibt auch unter seinem vierten Trainer in dieser Saison eine Null. Dem nächsten Fußball-Offenbarungseid im königsblauen Chaos ließ nach dem misslungen Debüt von Hoffnungsträger Christian Gross der total frustrierte Mark Uth eine Ansage folgen. Mit seiner für einen Spieler nassforschen Forderung nach personeller Verstärkung beschrieb der Stürmer nach dem 0:3 bei Hertha BSC schonungslos die Krise beim in der Bundesliga seit 30 Spielen sieglosen Revier-Club. »Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen Spieler, die uns sofort weiterhelfen können«, forderte Stürmer Uth. Sonst, so das klare wie ehrliche Urteil, sei man »nicht wettbewerbsfähig«.

Der ebenfalls schwer angeschlagene Sportchef Jochen Schneider machte am Sonntag zumindest ein wenig Hoffnung auf weitere Winterzugänge neben Rückkehrer Sead Kolasinac vom FC Arsenal. »Wir versuchen, die Mannschaft noch zu verstärken«, sagte Schneider nach dem Spiel. Dafür könnte auch die vom ehemaligen Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies angebotene finanzielle Hilfe in Anspruch genommen werden. »Das werden wir intern klären und besprechen«, sagte Schneider.

Der aktuelle, auch von Schneider in der verheerenden finanziellen Situation zusammengestellte Kader bewies am Samstag seine Untauglichkeit. Auch der im kalten Olympiastadion als Wunderheiler ruckzuck entzauberte Gross gab in der Kakophonie des Untergangs erstaunlich offene Einblicke über die Grenzen seiner miserabel angelaufenen Rettungsmission und pfiff Uth für seine Einmischung in die Personalpolitik des Vereins nicht zurück. Schneider sei nun »Tag und Nacht gefordert«, machte Gross klar. Aber: »Die finanzielle Situation ist kritisch«, so Gross im ZDF, weshalb Tönnies’ Angebot zur finanziellen Unterstützung kaum abgelehnt werden dürfte.

Es ist ein Indiz fast jeder Talfahrt Richtung Zweitklassigkeit, dass die letzte Hoffnung mit Einzelpersonen verknüpft ist. Da Gross dafür bei seiner Premiere nicht taugte, ist nun der in Berlin noch nicht spielberechtigte Mittelfeldkämpfer Kolasinac dran. Der 27-Jährige war zuletzt bei Arsenal, allerdings schon lange aussortiert.

Die Frage nach der am kommenden Samstag gegen 1899 Hoffenheim drohenden Einstellung des Negativrekords von Tasmania Berlin mit 31 sieglosen Liga-Spielen in Serie aus der Saison 1965/66 ließ Gross zunächst beschämt zu Boden schauen. Nach kurzer Bedenkzeit konterte er: »Es wird nicht der Fall sein.«

Einen Negativrekord hat Tabellen-Schlusslicht Schalke schon. 39 Gegentore nach 14 Spieltagen gab es noch nie in der so stolzen Clubhistorie. Nach vier Punkten zu diesem Saisonzeitpunkt schaffte bislang kein Club mehr den Klassenverbleib. Das Muster in Berlin glich vielen Schalke-Spielen.

Jeder Gegentreffer wirkt aber wie ein K.o.-Schlag für die verunsicherte Mannschaft. Die Hertha-Torschützen Mattéo Guendouzi (36. Minute), Jhon Cordoba (52.) und Krzysztof Piatek (80.) trafen Schalke ins Mark. Gross selbst stand mit seinem ganzen Habitus im Olympiastadion nicht für den ersehnten Aufbruch. dpa

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