Kein Körperkontakt und Lüften als neue Disziplin

Leichtathleten und ihr Verband sind froh, dass die Hallenmeisterschaften stattfinden.

  • Ulrike John, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Disziplin dauert mindestens eine halbe Stunde und ist neu in der Leichtathletik: »Lüftung« steht gelb markiert mitten im Zeitplan der deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund - am Sonnabend um 13.35 Uhr, am Sonntag um 11.30 Uhr. Nach den Geistermeisterschaften im vergangenen Sommer im leeren Braunschweiger Stadion sind Asse wie Malaika Mihambo, Christina Schwanitz, Gesa Krause und David Storl an diesem Wochenende beim nächsten ungewöhnlichen Härtetest in Coronazeiten gefordert. Für sie und den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ist es eine enorm wichtige Veranstaltung - auch mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele.

Dank eines strengen Hygienekonzepts sind in der umgebauten Helmut-Körnig-Halle etwa 250 Teilnehmer am Start, nur halb so viel wie sonst. Alle Personen müssen vorher einen Schnelltest machen, Zuschauer sind nicht zugelassen. »Körperkontakt ist, mit Ausnahme von Rennen auf den Mittelstrecken, unbedingt zu vermeiden, darunter fällt auch die Beglückwünschung nach den Wettkämpfen«, heißt es in den Vorgaben für die Sportler.

Die Titelkämpfe gelten auch als Qualifikation für die in zwei Wochen im polnischen Toruń geplanten Europameisterschaften. Zudem sehen die Spitzensportler sie als Vorbereitung für die Olympischen Spiele. Bo Kanda Lita Baehre, WM-Vierter im Stabhochspringen aus Leverkusen, sagte: »Für mich ist das eine Durchgangsstation für Tokio, ein ganz wichtiger Baustein.« Das habe »eine unheimlich wichtige Bedeutung für die Athleten«, sagte DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska über die Titelkämpfe, die im Livestream auf leichtathletik.de zu sehen sind. »Es ist wichtig, dass man in einem neu gestalteten Umfeld Orientierungspunkte hat.« Der Verband ist zudem froh, dass er sich seinen Partnern und Sponsoren präsentieren kann und in den Medien präsent ist. »Die deutschen Meisterschaften wollen wir nutzen, um vergleichbare Leistungen zu erhalten und das stärkste Team für die EM zu nominieren«, sagte Chef-Bundestrainerin Annett Stein. Etwa 50 Teilnehmer sollen nach Polen fliegen.

Im Blickpunkt in Dortmund steht wie so oft Weitsprung-Weltmeisterin Mihambo: Die 27-Jährige von der LG Kurpfalz bestreitet die Wettkämpfe inzwischen wieder aus vollem Anlauf heraus, mit 20 Schritten. In dieser Hallensaison wartet sie noch auf ihren ersten Sieben-Meter-Satz. Als Seriensieger favorisiert sind im Kugelstoßen Christina Schwanitz vom LV 90 Erzgebirge und der Leipziger David Storl. Gesa Krause, die zweimalige WM-Dritte und Europameisterin über 3000 Meter Hindernis, geht über die 1500 Meter an den Start.

Einige prominente Namen aber fehlen. Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul aus Mainz lässt die Saison unterm Hallendach komplett aus. Auch Konstanze Klosterhalfen ist nicht dabei: Die WM-Dritte über 5000 Meter aus Leverkusen trainiert inzwischen wieder in den USA. Auf dem Treppchen wäre nicht mal sie gelandet, denn Siegerehrungen entfallen. Die Athleten müssen ihre Medaillen und Urkunden im Technikbüro abholen - mit dem nötigen Abstand. dpa/nd

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