• Politik
  • Corona in Deutschland und weltweit

+++ Unionsfraktionsvize: Politiker sollen sich mit AstraZeneca impfen lassen +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Mittwoch, 31. März 2021: +++ Drosten fordert erneuten Lockdown +++ Mehr als 17.000 Corona-Neuinfektionen in Deutschland - Sieben-Tage-Inzidenz sinkt leicht auf 132,3 +++

  • Lesedauer: 4 Min.

Berlin. Aufgrund der möglichen Verunsicherung durch die Alterseinschränkung für den Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat sich Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) für öffentlichkeitswirksame Impfungen von Politikern ausgesprochen. »Vielleicht kann man auch mal darüber nachdenken, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ob der ein oder andere Politiker sich mit Astrazeneca impft - ich halte den jetzigen Zeitpunkt für richtig«, sagte Linnemann am Mittwoch in der Sendung »Frühstart« der Sender RTL und ntv.

Zwar werde Politikern oft vorgeworfen, sie wollten vorgezogen werden beim Impfen, sagte Linnemann. Er glaube aber, jetzt sei »eine Punktlandung da, wo vielleicht der richtige Zeitpunkt ist, um mit bestem Beispiel voranzugehen«. Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca soll nach einem Beschluss von Bund und Ländern in der Regel nur für Menschen über 60 Jahren eingesetzt werden. Hintergrund sind Thrombosefälle vor allem bei jüngeren Frauen.

+++ Drosten fordert erneuten Lockdown +++

Berlin. Angesichts der steigenden Corona-Zahlen mahnt der Berliner Virologe Christian Drosten schärfere Maßnahmen an. »Ich glaube, es wird nicht ohne einen neuen Lockdown gehen, um diese Dynamik, die sich jetzt ohne jeden Zweifel eingestellt hat, noch einmal zu verzögern«, sagte der Charité-Wissenschaftler am Dienstag im Podcast »Coronavirus-Update«. Die Situation sei leider »sehr ernst und sehr kompliziert«. Deutschland habe viel verpasst an Gelegenheiten, die Werkzeuge zu optimieren. »Ich habe das Gefühl, dass wir eigentlich im Moment immer noch die gleichen Werkzeuge benutzen müssen, die wir schon in der ersten Welle benutzt haben.« Es bleibe nur noch der Holzhammer, der Lockdown.

Die Vorhersage der Modelle für die dritte Corona-Welle sei leider durch die Natur noch überschritten worden, sagte Drosten. Sie habe früher begonnen als die Modelle das vorausgesagt hätten. Noch in dieser Woche werde die Zahl der Nachweise der britischen Variante B.1.1.7 über 90 Prozent erreichen. »Das ist natürlich alles andere als beruhigend.« Die Variante B.1.1.7 sei zudem eindeutig krankmachender und auch tödlicher als das Ursprungsvirus.

Die in Südafrika und in Brasilien entdecken Varianten lägen in Deutschland immer noch im Bereich von ein Prozent oder niedriger. »Die haben sich überhaupt nicht vermehrt.« Beide können dem Immunsystem zum Teil entweichen. Ihr Anteil sei so niedrig, weil es in Deutschland keine Bevölkerungsimmunität gebe. »Diese Varianten kommen nur dann hoch, wenn wir in der Bevölkerung schon eine Immunität haben. Sonst profitieren die nicht von ihren Mutationen.«

Die Eindämmung des Coronavirus und die dritte Welle

Drosten nannte noch einen entscheidenden Sicherheitsfaktor: Die Antikörper, denen die Mutanten entrinnen können, schützen überhaupt gegen die Infektion, die T-Zellen des Immunsystems jedoch gegen einen schweren Verlauf. »Und dieser Schutz gegen den schweren Verlauf ist allemal gegeben durch die jetzigen Impfstoffe.«

»Es ist nicht zu erwarten, dass wir jetzt irgendwie einen vollkommenen Wirkungsverlust der Impfungen haben oder dass wir einen strategischen Fehler machen, wenn wir die jetzigen Impfstoffe verwenden«, sagte Drosten. »Das heißt dennoch nicht, dass die Impfstoffe nicht verbesserbar sind. Ich rechne damit, dass wir wahrscheinlich so ab Herbst schon die ersten zugelassenen Update-Impfstoffe haben.«

Kritisch gegenüber Öffnungsmodellen

Modellprojekte wie in Tübingen sollten eine gute wissenschaftliche Begleitung haben, sagte Drosten. Dort können Menschen kostenlose Tests machen und bei negativem Ergebnis zum Beispiel in Läden, Theater oder Biergärten gehen. Keines dieser Projekte habe bislang bewiesen, dass es funktioniere, betonte Drosten. Das Ziel, Menschen zu motivieren, sich testen lassen und etwa einkaufen zu gehen sei jedoch vorerst gut. Das sollte man punktuell durchaus mal ausprobieren.

Wichtig sei, vorher Erfolgskriterien zu definieren wie etwa eine Zahl der Krankenhausaufnamen, der Todesfälle nach drei Wochen oder der Wirtschaftsleistung. »Also ich denke, man sollte sich eine ganze Zahl von solchen Erfolgskriterien hinlegen, bevor man diesen Modellversuch macht, um dann irgendwann in der Nachbewertung zu sagen: Das war erfolgreich.« Wichtig seien auch Abbruchkriterien und eine Vergleichsstadt ohne Modellprojekt.

+++ Sieben-Tage-Inzidenz sinkt leicht auf 132,3 +++

Berlin. In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 17.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwochmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 17.051 neue Ansteckungsfälle registriert - das sind gut 1200 mehr als am Mittwoch vergangener Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank gegenüber dem Vortag leicht auf 132,3.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, welche die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, stieg zuletzt stetig an, nachdem sie im Februar zwischenzeitlich auf unter 60 gefallen war.

Das RKI meldete am Mittwoch außerdem 249 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Fälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich den Angaben zufolge auf 2.808.873. Insgesamt 76.342 Infizierte starben. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal