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Teslas großer Durst
Arbeitsgruppe des Umweltministeriums legt Vorschläge zum Wassermanagement im östlichen Umland vor
Der Vorgang ist mittlerweile Routine: Am vergangenen Mittwoch hat das Landesumweltamt Brandenburg dem US-Autobauer Tesla den vorzeitigen Beginn von Erdarbeiten auf einem weiteren bereits gerodeten Areal seines Werksgeländes in Grünheide (Oder-Spree) genehmigt. Es ist mittlerweile die elfte vorzeitige objektbezogene Einzelgenehmigung, denn noch immer gibt es für das Gesamtvorhaben keine umweltrechtliche Baugenehmigung. Und stets aufs Neue werden Ängste in der Region laut, dass es zu ausgeprägter Wasserknappheit kommen werde, wenn die Tesla-Fabrik im Sommer tatsächlich die Produktion aufnehmen und später sogar noch eine riesige Batteriefabrik folgen sollte.
Als das Unternehmen des Milliardärs Elon Musk 2020 seinen Wasserbedarf mit in der Spitze 3,3 Millionen Kubikmeter pro Jahr beziffert hatte, war ein Sturm der Entrüstung losgebrochen. Zumal die Fabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet gebaut wird. Tesla reagierte schnell auf die Kritik und rechnete nach intensiven Analysen den Spitzenbedarf auf jährlich 1,4 Millionen Kubikmeter herunter. Mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), dem regionalen Versorger, wurde dieses Volumen im vergangenen Oktober vertraglich vereinbart. Der WSE hatte zuvor signalisiert, dass er diesen maximalen Wasserverbrauch bei Vollauslastung der Gigafactory in deren erster Ausbaustufe sichern könne, in der dann 12 000 Beschäftigte arbeiten sollen. Die Großserienproduktion von Elektroautos, bei der generell große Wasser- und Abwassermengen zu managen sind, soll am Standort wie geplant im Juli 2021 beginnen.
Die Berliner Wasserbetriebe und 15 weitere Wasserversorger aus dem Umland warnen wegen des erwarteten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums und des Klimawandels vor nachhaltigem Wassermangel. Die Fachleute erwarten einen zum Teil um die Hälfte wachsenden Wasserbedarf, »der mit den heutigen Wassernutzungsrechten beziehungsweise verfügbaren Dargeboten nicht komplett abgedeckt werden kann«, wie es in einer Erklärung von Dezember 2020 heißt.
Die Region zählt zu den niederschlagsärmsten Gebieten Deutschlands. Die historisch gebildete durchschnittliche Regenmenge von lediglich 580 Litern im Jahr ist in den vergangenen Jahren außer 2017 nie wieder erreicht worden.
Spree und Havel sind zwar optisch eindrucksvoll, führen aber im Vergleich zu großen Flüssen wie Rhein oder Donau nur sehr wenig Wasser. Die stärkere Verdunstung infolge seit Jahren steigender Durchschnittstemperaturen tut ein Übriges. nic
Für die Versorgung zukünftiger Fabrikausbaustufen mit Wasser - für das gesamte 300 Hektar große Areal geht Tesla von 3,6 Millionen Kubikmetern im Jahr aus - gebe es auch Lösungsansätze, teilte das Umweltministerium zu Beginn der vergangenen Woche mit. Dabei werde der Wasserversorger WSE durch das Land finanziell unterstützt, denn für einen über das vereinbarte Volumen hinausgehenden Bedarf müssten weitere Wasserkapazitäten erschlossen werden. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte Wasser als »limitierenden Faktor« für den Fabrikausbau bezeichnet.
Auch Volker Preuß, Wissenschaftler am Lehrstuhl Wassertechnik und Siedlungswasserbau der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, hatte mit Blick auf Tesla betont, dass die Wasserbereitstellung für die Nutzer durchaus »limitiert« sei. »Man kann den Wasserbedarf nicht beliebig nach oben treiben, da können noch so viele Arbeitsplätze im Gespräch sein«, hatte er der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Pünktlich vor Ostern hat die Arbeitsgruppe »Wasserperspektiven östliches Berliner Umland« neue Vorschläge zur Ver- und Entsorgung am Standort von Tesla in Grünheide Berlin vorgelegt. Wie das Umweltministerium mitteilte, seien in der Arbeitsgruppe am vergangenen Mittwoch zunächst Konsequenzen der künftigen Siedlungsentwicklung in der Region diskutiert worden. Das am vergangenen Montag veröffentlichte landesplanerische Konzept »Entwicklung des Umfeldes der Tesla-Gigafactory« hatte dazu Analysedaten zu fast 3300 Potenzialflächen für Wohnungsbau und 286 Flächen für gewerbliche Nutzung im Gebiet zwischen Fürstenwalde, Strausberg, Königs Wusterhausen und Berlin-Treptow-Köpenick geliefert.
Wie aus der Mitteilung des Ministeriums hervorgeht, unterstützt das Land im Rahmen eines Pilotvorhabens zur Wasserversorgung der Metropolenregion die Erkundung und Erschließung eines Grundwasservorkommens bei Hangelsberg Nord. »In dem Erkundungskonzept werden Fragen zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressource und die hohen Schutzanforderungen der Gewässer und grundwasserabhängigen Landökosysteme einen hohen Stellenwert einnehmen«, heißt es da. Die Abwasserbehandlung solle künftig durch eine Industriekläranlage südlich von Freienbrink erfolgen. Die unmittelbar betroffene Gemeinde Grünheide habe ihr grundsätzliches Einverständnis zu dem Standortvorschlag des Wasserverbands Strausberg-Erkner bekundet.
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