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Dichtmachen ist schlechte Idee

Claudia Krieg kennt das Verzweifeln an den Schikanen des Jobcenters

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Geld ist alle, es gibt kein Internet und es gibt womöglich auch kein Telefon, mit dem man jemanden anrufen könnte - wenn denn überhaupt jemand erreichbar wäre. Es gibt immer noch zu viele Menschen, die sich nicht vorstellen können, wie es sich anfühlt, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, Sozialleistungen wie Hartz IV bezieht und diese einfach nicht reichen, um ein angstfreies Leben zu führen.

Zumal ihre Zahlung mit einem regelmäßigen bürokratischen Antrags- und Rechtfertigungshorror einhergeht, der für viele Betroffene kaum zu bewältigen ist. In der Regel verschlimmert das ihre Lage, anstatt sie zu verbessern. Vor allem vielen Beschäftigten in den Jobcentern selbst scheint die Realität der Menschen, mit denen sie tagtäglich zu tun haben, nicht klar zu sein.

Als im vergangenen Frühjahr zu Beginn der Corona-Pandemie auch die Arbeitsbehörde ihre Türen schloss, hieß es vielfach, nun blieben ja vielen die häufig mit Diskriminierung und auch Demütigung einhergehenden Termine in den Jobcentern erspart. Aber das ist ein Trugschluss.

Für einige Menschen, die mit dem Lockdown ihre Beschäftigung nicht mehr ausüben konnten, war die erleichterte Erstantragsstellung sicherlich gut zu meistern, vor allem für diejenigen, denen es an Zugängen, oder dem, was man »soziales Kapital« nennt, auch sonst nicht fehlt. Aber für die meisten Menschen, denen nichts anderes bleibt, als zu versuchen, im direkten Gespräch für ihre Schwierigkeiten ein offenes Ohr, Verständnis und vielleicht auch eine Lösung zu finden, ist die Belastung der Krise zusammen mit einer Behörde, die dichtmacht, die denkbar schlechteste Kombination.
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Auch wenn die Jobcenter angesichts der abklingenden Pandemie womöglich bald wieder ihre Pforten öffnen: Vielen Menschen ist hier im letzten Jahr großer Schaden entstanden. Weil ein menschenfeindliches System auch in einer Krise nicht besser wird.

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