Anreiz besser als Pflicht und Strafe

Ulrike Henning über Mittel der Wahl zur Herdenimmunität

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.

Absehbar wird es keine Impfpflicht gegen Sars-CoV-2 in Deutschland geben. Vermutlich weiß Gesundheitsminister Jens Spahn nicht, wie oft er diese Aussage in den letzten Monaten wiederholt hat. Dennoch wird die Frage weiter gestellt und auch ohne das Ministerium diskutiert. Zum einen ist Wahlkampf; unter anderem Markus Söder von der CSU hatte das Thema Anfang des Jahres schon forciert, dabei die Pflegekräfte in Seniorenheimen im Blick. Inzwischen schwenkte er um und sieht eine solche Pflicht als zu starken Grundrechtseingriff. Andererseits zeigten sich die Deutschen schon lange vor der Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs in dieser Frage gespalten: Im Mai 2020 befürwortete über die Hälfte voll und ganz oder auch nur »eher« eine solche Pflicht für alle.

Was sensible Berufsgruppen betrifft, ist Deutschland mit der Impfung aber schon weiter als jene europäischen Staaten, die jetzt Druck für die Immunisierung von bestimmten Fachkräften, vor allem im Gesundheitswesen, machen. Mindestens einmal geimpft sind hierzulande schon über 83 Prozent des medizinischen und 84 Prozent des schulischen Personals. Impfquote und -bereitschaft waren laut einer Umfrage mit mehr als 80 Prozent bei allen Berufsgruppen und Tätigkeitsbereichen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege hoch.

Himmelfahrtskommando Delta - Ulrike Wagener kritisiert die ausbleibende Corona-Notbremse

Eigentlich ist viel mehr zu fragen, wie die grundsätzlich impfbereiten Menschen in Deutschland besser erreicht werden können. Dazu müsste genauer bekannt sein, was diese bisher von der Immunisierung fernhielt. Der gute Zuspruch für niedrigschwellige Angebote, vom Impfen auf dem Marktplatz bis zur Impfparty, weist darauf hin, dass es bei dem umstrittenen Thema real weniger um Pflichten und Strafen geht. Deutlicher sichtbare Aufklärung pro Impfen wäre eine weitere gute Idee.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal