Lausitz wird Zukunftswerkstatt der Eisenbahn

Bundesverkehrsministerium und Deutsche Bahn eröffneten in Cottbus das »Offene Digitale Testfeld« für Innovationen im Schienenverkehr

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein zentrales Zukunftsprojekt der Deutschen Bahn (DB) entsteht in der Lausitz. Am Dienstag starteten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Frank Sennhenn, Chef der DB Netz AG, im Cottbuser Hauptbahnhof das »Offene Digitale Testfeld« des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung beim Eisenbahn-Bundesamt (DZSF). Dazu unterzeichneten sie ein Memorandum of Understanding, in dem die Grundzüge der zukünftigen Zusammenarbeit skizziert werden.

Cottbus hat seit 1866 Eisenbahnanschluss, als mit der Inbetriebnahme der Strecke nach Berlin der Bahnhof der Stadt eröffnet wurde. Inzwischen komplett umgebaut und modernisiert, ist der Hauptbahnhof der größte Personenbahnhof im Land Brandenburg. Erst seit 2012 verfügt Cottbus über ein elektronisches Stellwerk. Nun rückt die Stadt ins Zentrum der Erneuerung des Verkehrsträgers Eisenbahn und damit der Mobilitätswende. Die Lausitzmetropole ist wie gemacht dafür: Durch die Zusammenarbeit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg mit ihren Partnereinrichtungen in Dresden, Halle (Saale), Leipzig und Merseburg besteht eine unmittelbare Anbindung an die Forschungslandschaft der Region. Eine Region, in der darüber hinaus zahlreiche Unternehmen und Forschungsinstitute des Bahnsektors angesiedelt sind.

Beitrag zum Strukturwandel in der Region

»Wir schaffen in der Lausitz eine einmalige Forschungsumgebung, in der heute erprobt wird, was morgen Standard ist: der digitalisierte, automatisierte Schienenverkehr«, erklärte Bundesminister Scheuer. Es sei einzigartig in Europa. »Dieses Mega-Testfeld ist ein weiterer positiver Beitrag für den Strukturwandel im Braunkohlerevier Lausitz. Denn die hier geleisteten Investitionen stärken sowohl die Region als auch die gesamte europäische Bahnindustrie.«

Das Offene Digitale Testfeld, an dessen Eröffnung auch Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) sowie DZSF-Chefin Corinna Salander teilnahmen, entsteht im DB-Netz zwischen Halle (Saale), Cottbus und Niesky. Es nutzt rund 350 Kilometer Hauptstrecken in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Darüber hinaus bestehe ein potenzielles Ergänzungsnetz, sodass nahezu »die gesamte Bandbreite an eisenbahnbetrieblichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen abgedeckt« werde, wie Salander betonte.

»Mit dem innovativen Testfeld etabliert sich die Lausitz als Modellregion für modernste Schienentechnik und Schienenverkehrsforschung«, sagte Minister Beermann. Mitten im Strukturwandel bekomme die Region so die Chance, zu einem Vorreiter für die Weiterentwicklung des klimafreundlichen Verkehrsmittels Bahn zu werden. »Die Einrichtung des Testfelds trägt konkret maßgeblich zur Sicherung von hoch qualifizierten Fachkräften, aber auch zum Ausbau von Infrastrukturen in Verkehr, Wissenschaft und im Bereich der digitalen Netze nicht nur in dieser Region bei.« Die Lausitz brauche zur Bewältigung des anstehenden Strukturwandels derartige Perspektiven, zu denen ja auch die Ansiedlung des Ausbesserungswerkes für den ICE 4 durch die Deutsche Bahn zähle.

Auf dem Testfeld sollen neue Technologien und Innovationen des Schienenverkehrs unter Realbedingungen erprobt werden, wie DB-Netz-Chef Sennhenn hervorhob. Vor allem digitale Innovationen wie digitales Monitoring, innovative Antriebs- und Leittechnik und die Automatisierung von betrieblichen Abläufen stehen im Vordergrund. In den Fokus rückt auch die Erprobung neuer Lärmschutzsysteme, für die das »LärmLab21« entstehe. Die Zusammenarbeit von Industrie, Forschungseinrichtungen, Infrastrukturbetreibern, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Behörden bei der Entwicklung innovativer Lösungen für den Schienenverkehr werde langfristig gefördert, teilte dazu das Bundesverkehrsministerium mit.

Millionen für Equipment und Fahrzeuge

Laut DZSF-Direktorin Salander wurde für das Testfeld im Bundeshaushalt eine Investitionssumme von erst einmal 4,5 Millionen Euro angemeldet. »Wir wollen zunächst in ganz normale Testinfrastruktur, Messequipment, Rechner, Kabel und so weiter investieren, aber auch in Erprobungsträger wie Zweiwegefahrzeuge«, erläuterte sie. Die Bahn will darüber hinaus bis 2027 entlang des gesamten Streckennetzes die Glasfaserinfrastruktur ausbauen.

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