Im Schatten

Gloria Scott: »Just as long as we’re together«

  • Frank Jöricke
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie hatte es geschafft. Sie hatte den im Drogenrausch unberechenbaren Sly Stone ertragen. Sie hatte Ike Turner, »einen der schlimmsten Frauenschinder der Musikgeschichte« (»FAZ«), überlebt. Sie hatte sich als Backgroundsängerin von Barry White nach vorne gearbeitet. Und jetzt - endlich! - würde alles gut werden. Sie verfügte über erstklassiges Songmaterial. Barry White persönlich würde ihr Album produzieren. Singen konnte sie ja sowieso. »What Am I Gonna Do« würde durch die Decke gehen. So viel stand fest. Warum es dann doch anders kam? Warum 1974 nicht ihr Jahr wurde? Und 1975 auch nicht? Warum der Ohrwurm »(A case of) Too much love makin’« nicht zum Evergreen avancierte? Warum das euphorisierende »Just as long as we’re together« (bei dem das Love Unlimited Orchestra einmal mehr zur Hochform auflief) nicht als Discohymne des Jahres gefeiert wurde? Weil ausgerechnet ihr Förderer und Produzent Barry White in jenen beiden Jahren seinen Durchbruch erlebte. Mit der Single »You’re the first, the last, my everything« machte er sich weltweit in den Charts breit. Fortan hatte die eigene Karriere Vorrang. Im Schatten des bulligen Barry White wurde Gloria Scott übersehen.

So floppte ihre erste LP, die bereits fertig produzierte zweite sollte nie auf den Markt kommen. Ihre Laufbahn war vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte. Nach 1975 durfte Scott nie wieder ein Album oder eine Single aufnehmen. Aber sie singt immer noch. 2012 trat sie im Ostseebad Weissenhäuser Strand auf. Es hieß, die Zuschauer seien überglücklich nach Hause gegangen.

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