Kreisverkehr an der Venus

Zwei Esa-Sonden bremsen mithilfe unseres Nachbarplaneten fast gleichzeitig

  • Oliver Pietschmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Angesichts der Satellitendichte wäre es in der Erdumlauflaufbahn idyllisch, an der Venus ist fast schon hohes Verkehrsaufkommen. Binnen weniger Stunden werden am 9. und 10. August die Esa-Sonden »Solar Orbiter« und »BepiColombo« an der Venus vorbeifliegen, um auf dem Weg zu ihren Zielen zu bremsen. Mit dem japanischen Venus-Orbiter »Akatsuki« sind dann gleich drei Sonden am erdnächsten Planeten.

»Das war nicht aktiv geplant. Jetzt sind die Wissenschaftler ganz froh, weil sie drei Datensätze von der Venus aus unterschiedlichen Blickwinkeln bekommen, was für sie ein Novum ist«, sagt Simon Plum, Leiter des Esa-Missionsbetriebs im Kontrollzentrum in Darmstadt. Einen Zusammenstoß könne man mit Sicherheit ausschließen.

»Solar Orbiter« wird am 9. August, um 6.42 Uhr (MESZ), in einer Entfernung von 7995 Kilometern an der Venus vorbeifliegen. Am Folgetag, um 15.48 Uhr, wird an der gegenüberliegenden Planetenseite »BepiColombo« in nur 550 Kilometern Höhe die geringste Distanz erreichen, das ist nur wenig mehr als der Abstand der Internationalen Raumstation ISS zur Erde.

Die Atmosphäre der Venus besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid, was zu einem erheblichen Treibhauseffekt führt. Die Temperaturen auf dem inneren Nachbarplaneten im Sonnensystem liegen Tag und Nacht bei etwa 470 Grad Celsius. Die Zusammensetzung der Atmosphäre ist Gegenstand der Untersuchungen der japanischen Sonde »Akatsuki«.

Die Raumsonde »BepiColombo« startete im Oktober 2018 ihre sieben Jahre dauernde Reise zum sonnennächsten Planeten Merkur. Mit zwei Satelliten soll sie ab Dezember 2025 die Oberfläche und das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen. Das europäisch-japanische Gemeinschaftsprojekt mit Gesamtkosten von rund zwei Milliarden Euro soll dazu beitragen, die Ursprünge des Sonnensystems zu verstehen.

Die rund 1,5 Milliarden Euro teure Weltraumsonde »Solar Orbiter« der Esa und der US-Raumfahrtbehörde Nasa war im Februar 2020 von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. An Bord des 1,8 Tonnen schweren Orbiters sind zehn wissenschaftliche Instrumente. Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Sonne und das Magnetfeld. »Solar Orbiter« soll bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heranfliegen. Beide Sonden fliegen auf ihrer Reise mehrfach und geplant an Planeten vorbei, um abgebremst zu werden. Der »Solar Orbiter« wird hierbei im November zum letzten Mal die Erde passieren. dpa/nd

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