Der Helenesee muss größer werden

Wegen Rutschungsgefahr ist eine Veränderung des Gefälles am Ufer erforderlich

»Nun höre ich auf, Sie mit Wissenschaft zu quälen«, schließt Landesbergamtspräsident Sebastian Fritze am Mittwoch seinen Vortrag im Wirtschaftsausschuss des Landtags. »Die Kernbotschaft lautet: Am Helenesee können wir keine Freigabe verantworten.«

An dem beliebten Badesee bei Frankfurt (Oder), der sich ab 1958 durch wieder aufsteigendes Grundwasser im Restloch des Braunkohletagebaus Helene bildete, sind 500 Kubikmeter Ufer auf einer Breite von 27 Metern und in einer Tiefe von neun bis zwölf Metern abgerutscht. Das Gelände senkte sich um drei Meter ab. Am 9. März 2021 wurde dieser Vorfall gemeldet. Nach der Auskunft eines Sachverständigen, so etwas könne jederzeit wieder geschehen, wurde der See am 21. Mai gesperrt. Für 500 000 Euro wurden Bauzäune aufgestellt. Zum Glück kam niemand zu Schaden. Aber das könnte noch passieren, wenn der See nicht saniert wird, wie Bergamtspräsident Fritze erklärt. Wo der Untergrund nach ersten Untersuchungen sehr locker gelagert ist, zeigt er anhand von Grafiken. »Für den Laien gesagt: Die Böschung taugt nicht viel.« Man könnte als Badegast nicht nur mit den Sandmassen abrutschen, wenn man im Wasser ist, sondern auch schon beim Sonnen am Strand. Das Gefälle müsse deshalb verändert werden. Dadurch würde der Helenesee größer werden. Das wäre ein Eingriff in die Natur ringsum, also nicht so schnell und leicht zu bewerkstelligen.

Was das alles kostet? »Da muss ich passen«, bedauert Fritze. Einen Anhaltspunkt hat er aber. In einem ähnlich gelagerten Fall am Knappensee in Sachsen werden die Sanierungskosten mit 110 Millionen Euro veranschlagt. Ganz so schlimm müsse es beim Helenesee nicht kommen, beruhigt Fritze die Politiker, »damit sie nicht gleich vom Stuhl fallen«. Der Knappensee sei schließlich größer als der Helenesee. Wer bezahlt, ist noch offen. Nach Einschätzung von Linksfraktionschef Sebastian Walter müsste wie am Knappensee die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) zuständig sein, die sich im Aufrag von Bund und Ländern um alte Braunkohletagebaue aus DDR-Tagen kümmert. Die Maßnahmen könnten wohl erst für das nächste Verwaltungsabkommen zur Bergbausanierung in fünf Jahren angemeldet werden, erläutert Fritze. Bevor saniert werden kann, sind aber noch etliche Fragen zu klären und Erkundungsbohrungen vorzunehmen. Allein das werde rund eine Million kosten, so Fritze. 500 000 Euro sind für die Untersuchungen jetzt schon ausgegeben worden.

3000 Badegäste zählte der Helenesee an normalen Tagen. Es gibt dort einen großen Campingplatz, Bungalows und Gastronomie. Wer wegen der Sperrung des Sees nichts verdienen kann, hat Anspruch auf Entschädigung. Auf die muss er aber lange warten. Da es noch keine Klarheit über die Zuständigkeit gebe, habe man »keinerlei Rechtgrundlage« für Zahlungen, sagt Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD).

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