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Marion Maerz: »So wie ich«
Schon der LP-Titel war Ausdruck von Größenwahn: »Marion Maerz singt Burt Bacharach – Seite eins«. Warum »Seite eins«? Weil man davon ausging, dass die Nachfrage so groß sein würde, dass es auch eine »Seite zwei«, »Seite drei« und »Seite vier« geben würde. Schließlich hatte man mit der Fernsehzeitschrift »TV Hören und Sehen« einen auflagenstarken Partner an der Seite, der für das Album die Werbetrommel schlug. Und der NDR zeigte – Jahre vor MTV – Videoclips zu einigen der Lieder. Marion Maerz, daran bestand kein Zweifel, würde die Grande Dame des anspruchsvollen Schlagers werden. Die musikalische Alternative für jene, denen Hildegard Knef zu düster, zu »kaputt« war.
Warum der Erfolg dennoch ausblieb? Vielleicht, weil den Westdeutschen 1971 die Leichtigkeit fehlte, um sich auf gehobene Fahrstuhlmusik einzulassen. Wahrscheinlich, weil die Arrangements des Jazzmusikers Ingfried Hoffmann zu wenig schlageresk waren, um Ältere zu begeistern, und zu wenig progressiv, um bei Jüngeren zu punkten.
Und ganz sicher lag es auch am Cover, das aussieht, als wäre es in einem Zeichenkurs der Volkshochschule entstanden. Der beste Inhalt nützt nichts, wenn die Verpackung die Käufer abschreckt.
Zum Glück wurde Easy Listening in den 90er Jahren rehabilitiert und das Album neu aufgelegt – diesmal mit einem anderen Cover.
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