Der Airportmacher macht den Abflug

Die Vollendung des Hauptstadtflughafens BER war sein Meisterstück - nun geht dessen Chef Engelbert Lütke Daldrup in den Ruhestand

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Ende seiner Laufbahn als BER-Chef hatte Engelbert Lütke Daldrup die Geschäftsführer und Vorstände der deutschen Flughäfen an den Hauptstadtairport eingeladen. Zwei Tage lang hatten die Mitglieder des Flughafenverbandes ADV in dieser Woche in Schönefeld über ihre wirtschaftliche Lage und die Zukunft des Fliegens nach Corona beraten. Es war eine Art Ritterschlag für den 64-Jährigen, dass ihm ADV-Präsident Stefan Schulte, als Fraport-Vorstandschef Vertreter des größten Flughafens in Deutschland, aus diesem Anlass für »seien großartigen Job, den er als BER-Flughafenchef geleistet hat«, dankte.

Wenn er an diesem Donnerstag ein halbes Jahr vor Vertragsende in den Ruhestand geht, dann hat er seinen wichtigsten Job erledigt: Seit dem 31. Oktober 2020 verfügt die Hauptstadtregion mit dem Flughafen Berlin Brandenburg »Willy Brandt« (BER) über einen modernen, gut funktionierenden internationalen Flughafen. Dass ihm das gelingen würde, darauf hätten im Frühjahr 2017, als er Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft FBB wurde, nur wenige Vertraute aus seinem Umfeld wetten mögen.

Der noch unter dem Kürzel BBI geplante neue Berliner Singleflughafen hätte Ende 2011 fertiggestellt werden sollen, die verschobene Eröffnung war dann im Juni 2012 krachend geplatzt. Das Planungs- und Bauchaos, das sich in den Jahren darauf unter wechselnden Geschäftsführern kontinuierlich vertiefte, brachte der ewigen BER-Baustelle den Ruf eines »Pannenflughafens« ein.

Es half ihm sehr, dass er mit Regierungsbehörden umzugehen weiß. Lütke Daldrup war Jahre als Stadtplaner in Berlin und Leipzig tätig und später Staatssekretär mit SPD-Parteibuch im Bundesbauministerium sowie in der Berliner Senatsverwaltung. Ab 2015 hatte er zudem als Flughafenkoordinator des Landes Berlin im FBB-Aufsichtsrat gesessen. Dennoch muss ihn der Albtraum aus nicht funktionierenden Rauchklappen, Brandmeldern, Sprinklern, Entrauchungsanlagen, Kabelsalat und falschen Dübeln geschockt haben, den er auf der Chaosbaustelle vorfand.

Engelbert Lütke Daldrup habe »geliefert, wofür er geholt wurde«, resümierte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), im Frühjahr forsch, als der BER reibungslos, wenn auch coronabedingt auf Sparflamme lief. So einfach ist es wohl doch nicht gewesen. Lütke Daldrup, der als wortkarg und energisch gilt und aus der Berliner Verwaltung den Spitznamen »Drängelbert« mitbrachte, hat sich an der BER-Spitze zum krisenfesten Manager gemausert, der Mitarbeiter motivieren und Geschäftspartner wie Flughafenkunden überzeugen konnte.

Letzten Freitag hat Engelbert Lütke Daldrup seine Nachfolgerin Aletta von Massenbach im FBB-Aufsichtsrat präsentiert. Er wirkte erleichtert, wohl auch, weil jetzt andere den BER durch die ausklingende Pandemie lotsen müssen. Die Wirtschaftslage der Gesellschaft, ihre Finanzen, sind angespannt. Auch, wenn der Luftverkehr nach Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreicht, wird der BER ein Millionengrab bleiben.

Auf die Frage, ob ihm jetzt eine Last von den Schultern falle, sagte Lütke Daldrup dem »nd«, dass das schon 2020 geschehen sei, als die Inbetriebnahme des BER gesichert war. Er habe jetzt erst mal mehr Zeit für die Familie, für Reisen, auch für den Hund. Man darf wohl dennoch gespannt sein, ob es dabei bleibt.

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