245 Euro sind für das Semesterticket zu viel

Studierende protestieren am Landtag gegen Preiserhöhung

In Potsdam haben am Donnerstag rund 400 Studierende vor dem brandenburgischen Infrastrukturministerium und vor dem Landtag dagegen protestiert, dass sie künftig mehr für ihre Semestertickets bezahlen sollen.

Laut Interessengemeinschaft Semesterticket Berlin-Brandenburg (IG SemTix) sollen die speziellen Fahrscheine für die Potsdamer Hochschulen ab nächstes Jahr 222 Euro kosten und ab übernächstes Jahr 243 Euro. Bisher werden hier nur 188,16 Euro verlangt. Für Frankfurt (Oder), Cottbus und Eberswalde würde der Preis von jetzt noch 170 Euro schrittweise auf 245 Euro in zwei Jahren steigen.

Mit gestiegenen Kosten der Verkehrsbetriebe, nicht zuletzt für das Personal, begründete Joachim Radünz, Pressesprecher des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), die vorgesehene Tarifsteigerung.

»Das von allen Studierenden solidarisch finanzierte Semesterticket hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2000 bewährt«, sagte eine Sprecherin von Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU). Damit seien die Brandenburger Studierenden in Bus und Bahn in ganz Berlin und Brandenburg mobil - »und das zu einem günstigen Preis«. Für durchschnittlich 1,19 Euro pro Tag dürften sie im Jahr 2022 im gesamten Netz des Verkehrsverbunds unterwegs sein. Im Jahr 2023 wäre es dann für 1,30 Euro pro Tag möglich.

Im Vergleich zu ihren Kommilitonen in Berlin erhielten die Studierenden mit dem VBB-weit geltenden Ticket eine bessere Leistung, rechnete die Sprecherin vor. Aber auch mit Blick auf andere Fahrgäste: Schließlich koste ein normaler Fahrschein von Berlin nach Frankfurt (Oder), wo sich die Europa-Universität Viadrina befindet, ohne Ermäßigung hin und zurück 21,40 Euro.

»Die Preise für das Semesterticket in Brandenburg sind vor dem Hintergrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für Studium und Freizeit ein faires Angebot«, schätzte die Sprecherin ein. Eine dauerhafte Subventionierung, wie von der IG SemTix gefordert, sei »nicht umsetzbar«. Die rot-schwarz-grüne Landesregierung habe die Studierenden jedoch während der Pandemie stark unterstützt. »So wurden die Tickets im Jahr 2021 einmalig mit rund 720 000 Euro aus den Corona-Mitteln bezuschusst.«

Für die kommenden zwei Jahre hatte sich IG-Verhandlungsführer Matthias Weingärtner 3,3 Millionen Euro Zuschuss vom Land Brandenburg gewünscht, damit die Studierenden für Bus und Bahn nicht mehr Geld bezahlen müssen. Er hatte dabei eine Ungleichbehandlung mit den Auszubildenden beklagt. Diese könnten sich ein Jahresticket für 365 Euro kaufen. Das würde umgerechnet 182,50 Euro für ein Semesterticket bedeuten, das ja für ein halbes Jahr gilt.

Die Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré (Linke) unterstützte das Anliegen der etwa 50 000 Studentinnen und Studenten in Brandenburg. Ihnen sei keine Preissteigerung zuzumuten, »weil sie noch immer unter den Auswirkungen der Coronakrise leiden«, sagte die Politikerin. Hier müsste das Land eingreifen und die finanzielle Hilfe aus dem laufenden Jahr auch 2022 fortführen, »um den Semesterticketpreis stabil zu halten«.

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