Züge mit Batterie statt Diesel

Niederbarnimer Eisenbahn bestellt bei Siemens 31 neuartige Elekrotriebwagen

Die Bahnstrecken auf dem Netz Ostbrandenburg sind nur teilweise elektrifiziert. Darum sind dort bislang mit Verbrennungsmotoren ausgestattete Züge unterwegs, die Abgase in die Luft blasen. Doch ab Dezember 2024 sollen neben den herkömmlichen Zügen auf allen Linien 31 moderne Triebwagen eingesetzt werden. Sie enthalten Lithium-Ionen-Batterien, die auf den elektrifizierten Streckenabschnitten via Oberleitung und zusätzlich mit rückgewonnener Bremsenergie aufgeladen werden. Auf den Gleisen ohne Oberleitung fahren sie dann mit dem Strom aus den Batterien weiter. Damit werden pro Jahr 4,4 Millionen Liter Diesel eingespart.

Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) hat diese zweiteiligen Züge vom Typ Mireo Plus B bei Siemens bestellt und informierte darüber am Montag. »Mit dem Mireo Plus B steht uns hinsichtlich Fahrleistung, Reichweite und Ausstattung ein hocheffizientes und innovatives Fahrzeug zur Verfügung, dass gerade für die teilelektrifizierten Regionalbahnstrecken des Netzes Ostbrandenburg besonders geeignet ist«, schwärmte NEB-Geschäftsführer Detlef Bröcker.

Der Mireo Plus B

Der Mireo Plus B beschleunigt 1,1 Meter pro Sekunde und kann eine Spitzengeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde erreichen.

In der Ausführung für die Niederbarnimer Eisenbahn verfügt der Zug über 128 Sitzplätze sowie zwölf Stellplätze für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen.

Über den Zug verteilt finden sich 60 Steckdosen, außerdem USB-Ladebuchsen und sogar Funktionen für induktives Laden, also beispielsweise einfaches Auflegen eines dafür ausgerüsteten Mobiltelefons.

Die Niederbarnimer Eisenbahn verspricht auch kostenfreies WLAN.

Auf jeder Seite hat der Mireo Plus B drei Türen, bei den bisherigen Dieseltriebwagen im Netz Ostbrandenburg waren es lediglich jeweils zwei Türen. af

Die Triebwagen sollen auf allen zehn Linien im Netz unterwegs sein, so zum Beispiel von Berlin nach Templin, Werneuchen und nach Müncheberg oder auch von Frankfurt (Oder) über Beeskow nach Königs Wusterhausen. Die Reichweite der Züge allein mit Batterie beträgt 90 Kilometer. Es sind die ersten batterieelektrischen Züge, die in der Hauptstadtregion zum Einsatz kommen.

Die Bestellung erfolgte, nachdem Bröckers Verkehrsunternehmen Anfang Juni erneut den Zuschlag für das Netz Ostbrandenburg erhalten hatte. Bis mindestens 2036 verkehrt die NEB nun hier. In der Ausschreibung hatten die Länder Berlin und Brandenburg nicht nur mehr Zugverbindungen gefordert, sondern auch auf einen klimafreundlichen Antrieb Wert gelegt. Vor Ort fällt der CO2-Ausstoß durch die neuen Fahrzeuge komplett weg. Der Strom muss aber auch erzeugt werden. Jedoch werden durch die höhere Effizienz der Züge insgesamt 11 500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart, rechnet die NEB vor. Bislang setzte sie allein auf Dieselzüge, wird davon aber in Zukunft keine mehr beschaffen. »Wir werden uns völlig umorientieren«, erklärte Geschäftsführer Bröcker.

»Die neuen Züge der Regionalbahn leisten einen doppelten Beitrag zum Schutz des Klimas«, freute sich Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). »Es gibt nun mehr Zugverbindungen und zugleich weniger Emissionen. Mit mehr Platz, besserer Ausstattung und höherer Taktdichte wird die Regionalbahn für den täglichen Arbeitsweg immer attraktiver und eine echte Alternative zum privaten Auto.« Übrigens sind die modernen Mireo Plus B durch ihren Elektromotor auch leiser als Dieseltriebwagen. Das dürfte Anwohner von Bahnstrecken freuen, die sich über Lärm beschweren, denkt die Senatorin.

Der Mireo Plus B ist übrigens auch fast komplett recycelbar, wie Elmar Zeiler von Siemens erläuterte. Der Hersteller achtete bei der Entwicklung darauf, was mit den Zügen wird, wenn sie nach 30 Jahren im Dienst einmal verschrottet werden müssen. Das Modell wurde so konstruiert, dass sich Komponenten wie Fahrwerke und Glasscheiben nahezu vollständig von nicht wiederverwertbaren Teilen trennen lassen. Die Zahl der Verschleißteile wurde bewusst reduziert. 240 Stück von ihrem Mireo Plus B konnte die Firma Siemens bislang verkaufen. Zeiler sprach von einem »Erfolgsmodell«. Der Preis sei abhängig von Länge und Ausstattung. Auf jeden Fall seien die E-Züge als Neuentwicklung erst einmal teurer als Dieselzüge. Doch auf längere Sicht sollen sie sich aber rechnen.

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