Werbung

Der Staat bestimmt die Erinnerung

Ute Weinmann zur Auflösung des Dachverbandes von Memorial

  • Ute Weinmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Aufarbeitung sowjetischer Geschichte ist schwierig, komplex und voller Fallgruben. Viele Russen trennen sich nur schwer von lieb gewordenen ideologischen Vorstellungen oder stellen diese in Frage. Memorial hat in diesem Sinne wichtige und akribische Arbeit geleistet. Dennoch sind bei aller Kritik am untergegangenen Sowjetsystem viele Fragen unbeantwortet geblieben.

So wird bis heute zwar viel über die Opfer des Stalinismus, aber wenig über die Täter gesprochen. Auch, weil diese oft selbst in den Mühlen der staatlichen Repressionsmaschine zerrieben wurden. Doch in mehr als 30 Jahren erntete Memorial viel Anerkennung für sein Engagement.

Damit soll nun Schluss sein. Der Verein wird aufgelöst. Das Andenken an die unter Stalin Ermordeten wird damit zwar nicht verboten. Doch der Staat will künftig selbst darüber bestimmen, wer wann und wie in der Öffentlichkeit über die oft traumatische Vergangenheit redet. Eine andere als die staatlich verordnete Erinnerung hat in Russland keinen Platz mehr. Memorial ist unbequem und verfügt über eine laute Stimme. Das allein ist dem Machtapparat suspekt, der alle, die das Land nicht freiwillig verlassen, auf Linie bringen will. Oder zum Schweigen. Dieser Ansatz funktioniert für den Moment – aber nicht auf Dauer.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal