Runder Tisch zum Jagdgesetz empfohlen

Linke sieht verhärtete Fronten im Streit um eine Gesetzesänderung

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Aus Sicht der Linksfraktion im Landtag ist der Streit um die Novelle des Jagdgesetzes so verhärtet, dass eine Moderation unumgänglich ist. »Uns erreichen täglich Stellungnahmen«, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Domres am Dienstag. Daraus gehe hervor, dass der von Umweltminister Axel Vogel (Grüne) eingeschlagene Weg »angehalten werden muss«. »Auch teilen wir die Ansicht, dass eine Modernisierung des Jagdgesetzes notwendig ist«, fügte Domres hinzu.

Ziel müsse es sein, dass »Wald und Wild in friedlicher Koexistenz« miteinander leben und dass ein ungestörter Waldumbau und eine Waldverjüngung möglich sind. Domres warf dem Umweltminister vor, sich dabei ausschließlich auf die Jagd zu fokussieren. »Das ist zu wenig«, meinte der Abgeordnete. Nicht zu verstehen sei, warum die Kreisjagdbeiräte und die Jagdsteuer abgeschafft werden sollen.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Angesichts des Plans, allen Besitzern von mehr als zehn Hektar Wald die Jagd in ihrem Forst zu gestatten, sprach Domres von der »am heftigsten diskutierten, lebensfremden Regelung«. Hier müsse die Wissenschaft zu Rate gezogen werden, hier müsse es einen runden Tisch geben. Daran sollten Betroffene und kommunale Vertreter Platz nehmen. Aus Sicht von Domres werden mit der geplanten Gesetzesänderung, die vielen Waldbesitzern das Jagdrecht zuspricht, Jägerinnen und Jäger entmutigt. Ihnen werde »das Ehrenamt vergällt«. Derzeit gebe es in Brandenburg rund 94 000 Kleinwaldbesitzer und etwa 20 000 Jäger. »Hier besteht eine Differenz«, merkte der Politiker an. Wenn Minister Vogel bessere Bedingungen für den Waldumbau und das Zurückdrängen des Verbisses junger Triebe durch Wild erreichen wolle, dann müsse er auch einen besseren Schutz vor Waldbränden und eine effektivere Schädlingsbekämpfung in den Blick nehmen.

Während sich der Landesjagdverband strikt gegen die Absichten des Umweltministers ausgesprochen hat, erhielt er Unterstützung beispielsweise vom Naturschutzbund, von der Grünen Liga, vom Ökologischen Jagdverband und von den Waldbauern - einem Interessenverband von Eigentümern vornehmlich kleiner Waldstücke. Ihren Angaben zufolge tummelt sich in Brandenburgs Wäldern inzwischen so viel Wild, dass alle jungen Triebe von Bäumen weggefressen werden. Eine natürliche Verjüngung des Bestands sei dadurch genauso unmöglich geworden wie das Gelingen von Nachpflanzungen von Menschenhand, wenn Schonungen nicht extra eingezäunt werden, um die Tiere draußen zu halten.

Bisher ist das Jagdrecht Waldeigentümern mit Flächen ab 150 Hektar vorbehalten, ab 75 Hektar können Ausnahmegenehmigungen beantragt werden. Das Jagdrecht zu haben bedeutet, selbst Tiere abschießen zu dürfen beziehungsweise darüber zu bestimmen, wer im Wald jagen darf.

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