Hoffnung im Süden Thailands

Regierung und Rebellen vor weiterer Waffenruhe

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Friedensstifter heißt einmal mehr Malaysia. Schon vor etlichen Jahren hatte sich Thailands südlicher Nachbar als Mittler für die Gespräche angeboten. Obwohl es inzwischen mehrere Regierungswechsel in Kuala Lumpur gab, hat sich daran nichts geändert. Der frühere Polizeichef Malaysias, Abdul Rahim Noor, ist seit 2018 für die sensible Mission als Koordinator verantwortlich.

Bei den Gesprächen Anfang August in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur hat die thailändische Regierungsseite einen Vorschlag für eine Waffenruhe unterbreitet, die vom 15. August bis zum 30. November dauern soll. Da es mit einer vorhergehenden Friedensinitiative zwischen dem 3. April und 14. Mai, über den islamischen Fastenmonat Ramadan, gute Erfahrungen gab, ist die Hoffnung auf eine erneute Einigung zur temporären Einstellung aktiver Feindseligkeiten groß. An den zwei Konferenztagen konnten aber längst nicht alle Details geklärt werden, vermeldete die »Bangkok Post« aus Teilnehmerkreisen. Die nächste Gesprächsrunde ist erst im Oktober.

General Wanlop Rugsanah ist seit 2019 Leiter des Verhandlungsteams der Regierung. Der hochrangige Offizier war zuvor Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates und Leiter des politischen Planungsstabes im Verteidigungsministerium. Wanlop wurde von der »Bangkok Post« mit der Aussage zitiert, beide Seiten hätten die Ramadan-Initiative bewertet und als erfolgreich befunden. Wenn auch die neue Waffenruhe ähnlich gut wirke, »wäre es ein großer Schritt, alle Feindseligkeiten und Gewalt in der Region zu beenden«, so der General.

»Die Region« – das sind die südlichsten Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat direkt an der Grenze zu Thailand sowie Teile der Nachbarprovinz Songhkla. Anders als im sonst buddhistisch dominierten Rest Thailands stellen dort muslimische Malaien einen großen Anteil der lokalen Bevölkerung. Früher waren die Gebiete ein selbstständiges Sultanat. Es gibt mehrere Rebellengruppen, die schon seit den 1960er Jahren für die Wiederherstellung dieser Eigenstaatlichkeit kämpfen. Später schien der Konflikt eine Weile eingefroren, brach dann aber im Januar 2004 neu aus. Seither gibt es immer wieder Wellen verstärkter Anschläge und politischer Morde seitens der Separatisten, von der Armee teilweise ebenfalls mit harten Methoden bekämpft. Verhandelt wird, aktuell in fünfter Runde, mit Abgesandten der Nationalen Revolutionären Front (BRN), Delegationsleiter ist Anas Abdulrahmah. Allerdings ist die BRN nur eine der Separatistengruppen. Zwar gilt sie als stärkste, reichlich Einfluss hat daneben aber ebenso die Pattani United Liberation Organisation (Pulo). Auch mit ihr, so Wanlop in Kuala Lumpur gegenüber der Presse, sei die Regierung verhandlungsbereit.

Zwei Probleme tun sich dabei auf. Erstens ist die Pulo keine homogene Bewegung unter klarer Führung, sondern in mehrere rivalisierende Fraktionen zersplittert. Der mutmaßlich stärkste Teil steht seit November 2011 unter Leitung von Kasturi Mahkota, der zuvor schon Vizechef und »Außenminister« war. Die Pulo, mit der es zumindest inoffizielle Kontakte geben soll, hatte zuletzt nach sechsjähriger Pause am 15. April einen Anschlag verübt. Sie schätzt zwar Vermittler Noor, will aber nur verhandeln, wenn die Option völlige Unabhängigkeit mit auf dem Tisch liegt. Die BRN scheint in diesem Punkt inzwischen etwas flexibler. Für die von einstigen Anführern des Militärputsches von 2014 dominierte Regierung steht aber die territoriale Integrität Thailands außer Frage.

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