Seitenwechsel mit Beigeschmack

Annalena Baerbocks Ex-Büroleiter Rebhann wird RWE-Cheflobbyist

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 2 Min.
Titus Rebhann: Seitenwechsel mit Beigeschmack

Bislang war Titus Rebhann nur wenigen Beobachter*innen der Berliner Politik bekannt. Er war Leiter des Abgeordnetenbüros von Annalena Baerbock und folgte seiner Chefin nach der Bundestagswahl 2021 ins Außenministerium, ehe er sich Mitte Oktober freistellen ließ. Nun ist Rebhann wieder aufgetaucht – in geradezu erstaunlicher Rolle: Ab 1. März 2023 wird er laut einem Bericht der »Welt« als Cheflobbyist des Energiekonzerns RWE fungieren.

Dem Artikel zufolge soll Rebhann die Leitung der Berliner Konzernrepräsentanz übernehmen. Zu den dortigen zentralen Aufgaben zählten demnach die »Begleitung der politischen Meinungsbildungsprozesse zu wesentlichen energiewirtschaftlichen Themen sowie die Positionierung von RWE als kompetenter Ansprechpartner im Bereich der Erneuerbaren Energien«.

Die Grünen und RWE – da war doch was! Vor wenigen Wochen präsentierten Wirtschaftsminister Robert Habeck, die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und RWE-Chef Markus Krebber ihren in der Grünen-Basis umstrittenen und von Klimaschützer*innen heftig kritisierten Deal: Der Kohleausstieg im rheinischen Revier soll auf 2030 vorgezogen werden, dafür aber soll der Ort Lützerath abgebaggert werden.

Vor dem Hintergrund mag der Fall Rebhann ein gewisses Geschmäckle haben – zumal der Seitenwechsler zuvor jahrelang für den Grünen-Energiepolitiker Oliver Krischer tätig war, der nun Umweltminister von Nordrhein-Westfalen ist. Er bringt also Verbindungen mit, die für RWE besonders nützlich sein können. Interessenkonflikte soll es in der Vergangenheit aber nicht gegeben haben, beteuert das Auswärtige Amt: Ihr Ex-Mitarbeiter habe dort »keine beruflichen Kontakte« mit RWE gehabt und an »keinerlei Vorhaben mit direktem Bezug zu RWE mitgewirkt«. Auch soll Rebhann in neuer Funktion laut »Welt« gegenüber dem Außenministerium keine Lobbyarbeit übernehmen.

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