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Kliniken sind nicht resilient
Krankenhäuser tragen die Hauptlast in der Klimakrise, sie brauchen dringend finanzielle Unterstützung
Selbst die hauseigene Klimamanagerin des Berliner Hubertus-Krankenhauses kann nicht verhindern, dass die vergleichsweise kleine Hauptstadt-Klinik im kommenden Jahr mit Gaskosten zu kämpfen haben wird, die die bisherigen um ein Dreifaches übersteigen: Statt 450.000 Euro sind es dann 1.420.000 Euro – trotz Gaspreisbremse. Wie soll eine öffentliche Gesundheitseinrichtung, die nicht mal eben die Preise für ihre Leistungen der Daseinsvorsorge erhöhen kann, solche und andere finanzielle Herausforderungen bewältigen? Und wie soll ein Versorgungssystem klimafreundlich umgebaut werden, das über Jahrzehnte vernachlässigt wurde und zugleich auf einer Kultur beruht, die anscheinend mit Müllvermeidungsstrategien nicht in Übereinstimmung zu bringen ist?
Man wollte Kliniken zum Wirtschaftsfaktor machen und werden lassen, sodass sie nun wie andere Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht auf die menschengemachte Klimahölle eingestellt sind. Das heißt: Orte, die unmittelbar mit den Entwicklungen konfrontiert sind, haben keinerlei eigene Resilienz aufzuweisen und stehen nicht nur personell, sondern auch infrastrukturell mitten im Burn-out.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation BUND könnten alle Krankenhäuser in Deutschland jährlich 6 Millionen Tonnen CO2 einsparen – und 600 Millionen Euro Energiekosten, heißt es in einem Beitrag des »Ärzteblatts«. Aber dazu müssten sie erst einmal in die Lage gebracht werden. Angesichts der steigenden Energiekosten amortisieren sich Investitionen in energetische Maßnahmen mittlerweile in wenigen Jahren. Das muss den Kliniken nahegebracht werden, die nach wie vor einen Großteil von Fördermitteln nicht abrufen, genauso wie es gesundheitspolitischen Druck auf Bund und Länder braucht, damit dem Klimaschutz in der Gesundheitsversorgung langfristig Priorität eingeräumt wird. Die Berliner Krankenhausgesellschaft hat ein Strategiepapier zum Klimaschutz und nachhaltiger Gesundheitsversorgung vorgelegt. Aber die Zeit ist knapp, das müssen alle Akteure begreifen.
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