Seenotrettung: Wendländer auf dem Weg ins Mittelmeer

Aktivisten wollen mit Segelboot die Rettung von Geflüchteten unterstützen

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit ihrem Segelschiff wollen die Wendländer auch mögliche Menschenrechtsverletzungen auf See dokumentieren.
Mit ihrem Segelschiff wollen die Wendländer auch mögliche Menschenrechtsverletzungen auf See dokumentieren.

Nach dem Aus von Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager stellen sich Aktivisten aus dem niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg neuen Herausforderungen. Mit einem Segelschiff wollen sie ins Mittelmeer fahren und dort Geflüchteten helfen. Ihr Boot »Trotamar III« hat am Montag von den Kanarischen Inseln abgelegt, wie die Initiative »CompassCollective« in einer Pressemitteilung erklärt. »Wir segeln gegen Wind und Welle bis zur Straße von Gibraltar, unser erstes Ziel ist Madeira, danach Burriana in Spanien«, kommentiert der Skipper Matthias Wiedenlübbert. »Dort wollen wir unser Schiff weiter ausrüsten, um dann von Malta aus die Seenotrettung im Mittelmeer zu unterstützen.« Mit Wiedenlübbert an Bord der 13 Meter langen »Trotamar III« sind Hauke Stichling-Pehlke sowie zwei weitere Mitsegler, die Brüder Arwerd Frodewin und Josa Wetzel. Die Flüchtlingshelfer waren zuvor über Jahre in der Anti-Atom-Bewegung aktiv.

Konkret planen die Aktivisten mit ihrem Segelboot jeweils dreiwöchige Beobachtungseinsätze vor der italienischen Insel Lampedusa, die häufig von Geflüchteten auf dem Weg nach Europa angesteuert wird. Mehrfach schon kenterten ihre überladenen Boote auf hoher See.

Um Geflüchtete an Bord zu nehmen, ist die »Trotamar III« zu klein, deshalb geht es der Besatzung vor allem um die Entdeckung von Seenotfällen und Benachrichtigung der zuständigen Behörden und von anderen Schiffen in der Nähe. Bei Rettungseinsätzen durch größere Schiffe wollen die Helfer assistieren. Zudem will die wechselnde Crew der »Trotamar III« mögliche Menschenrechtsverletzungen wie illegale »Pushbacks« – also etwa das Zurückdrängen von Flüchtlingsbooten – dokumentieren.

Wiedenlübbert hat das »CompassCollective« zusammen mit den ebenfalls im Wendland lebenden Jan Becker und Katja Tempel gegründet. Beide waren nach eigenen Angaben bereits in den vergangenen Jahren auf Fluchtrouten zu Land unterwegs, um Menschen auf dem Weg zu einem sicheren Ort insbesondere durch medizinische Hilfe und als Hebammen zu unterstützen.

In den kommenden Jahren werde die Zahl der Menschen, die über das Mittelmeer flüchten, weiter zunehmen, glauben die Leute vom »CompassCollective« – unter anderem wegen der sich rasant verschärfenden Klimakrise in Afrika und Asien. Im Wendland gibt es mehrere Initiativen, die sich für Geflüchtete einsetzen. So wies ein »Freundeskreis Mittelmeer« mit Traueranzeigen und einer Trauerfeier auf dem Dannenberger Marktplatz auf rund 35 000 tote Flüchtlinge hin, die auf dem Weg nach Europa gestorben sind – viele davon bei der Überfahrt im Mittelmeer.

Trotz massiver Behinderung und Schikanen vor allem durch die italienischen Behörden sind derzeit immer noch mehrere Hilfsorganisationen mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer präsent. Der deutsche Verein »Sea Watch« schickt in wenigen Wochen ein neues großes Boot, die »Sea Watch 5«, in die Region.

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