• Politik
  • Russischer Oppositioneller

Wladimir Kara-Mursa: Preis des Nicht-Schweigens

Der Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa wird in Russland wegen Hochverrats angeklagt

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Wladimir Kara-Mursa (m.) bei einer Anhörung vor Gericht. Wegen angeblichen Hochverrats soll er 25 Jahre ins Gefängnis.
Wladimir Kara-Mursa (m.) bei einer Anhörung vor Gericht. Wegen angeblichen Hochverrats soll er 25 Jahre ins Gefängnis.

Er sei ein »wahrer russischer Patriot«, sagt Jewgenija Kara-Mursa über ihren Mann Wladimir. Ein Mensch, der sich für die Wahrung der Menschenrechte im Land und für die Verfolgung der Verbrecher des aktuellen Regimes einsetzt.

Seit gut 25 Jahren mischt sich Wladimir Kara-Mursa als Journalist und Politiker in die russische Gesellschaft ein, war Mitglied verschiedener Mitte-Rechts-Parteien, ließ sich als Duma-Kandidat auch von der grün-liberalen Jabloko unterstützen, verlor aber nach Wahlmanipulationen gegen den Regierungskandidaten. Später wurde der 41-Jährige zum Vertrauten des im Jahr 2015 erschossenen Oppositionsführers Boris Nemzow und steht bis heute dem russischen Regierungskritiker Michail Chodorkowski nahe.

Sein größtes Ziel, Präsident Wladimir Putin aus dem Präsidentenamt zu vertreiben, hat Kara-Mursa nie erreicht. Dabei kostete ihm die Gegnerschaft zum Kreml zwei Mal fast das Leben. 2015 und 2017 wurde der Politiker vergiftet, überlebte beide Male nur knapp. Trotzdem machte Kara-Mursa weiter, wurde Vorsitzender der Boris-Nemzow-Stiftung und 2019 Vizepräsident der von Exilrussen in den USA gegründeten Stiftung Freies Russland. Nachdem diese ins Visier der russischen Behörden geriet, verließ Kara-Mursa die Stiftung, weil er auch weiterhin in Russland aktiv bleiben wollte.

Kara-Mursa blieb auch in Russland, nachdem Putin den Befehl zum Angriff auf die Ukraine gegeben hatte und erhob seine Stimme gegen den Krieg. Seit einem Jahr sitzt er deswegen bereits im Gefängnis. Angeblich soll Kara-Mursa Falschnachrichten verbreitet und Hochverrat begangen haben. Dafür beantragte die Staatsanwaltschaft vor wenigen Tagen 25 Jahre Haft. Für Kara-Mursa kam die harte Forderung nicht überraschend. »Ich kenne mein Urteil. Das ist in Russland der Preis des Nicht-Schweigens«, sagte er in seinen letzten Worten an das Gericht.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal