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Der Mobber
Großbritanniens Justizminister und Vize-Premier Dominic Raab gibt auf
Der 49-jährige Dominic Raab, Justizminister und stellvertretender Premierminister Großbritanniens, musste nach einem negativen Bericht über sein Mobbing gegen Ministerialbeamte in Unehren zurücktreten. Regierungschef Rishi Sunak steht geschwächt da.
Pikant: Der Mobbing-Minister, der seine Helfer in drei Ämtern (für den EU-Austritt, als Außenminister sowie für Justiz) beschimpft, gedemütigt und gar mit Tomaten beworfen haben soll, ist gelernter Jurist und Anwalt, müsste sich also über Ministerpflichten im Klaren sein. Beamte sind dazu da, ihrem Minister auch unangenehme Wahrheiten und Ratschläge zu bieten und sollten nicht etwa wegen jeder Kleinigkeit angebrüllt werden, meinen Vertreter ihrer Interessenorganisation, der First Division Association. Eine Untersuchung durch den Anwalt Adam Tolley befand Raab in mindestens zwei Punkten für schuldig. Einen Tag konnte Raab sich noch halten, dann schickte er dem konservativen »Daily Telegraph« eine Art Nicht-Entschuldigung. Er attestierte sich, nur streng im Dienst der Regierung gehandelt zu haben und nahm grollend den Hut.
Dabei war Raab nicht einmal ein erfolgreicher Amtsinhaber. Als die Taliban in Afghanistan wieder die Macht übernahmen und in Kabul britische Helfer der alten Regierung verhafteten, blieb Raab seelenruhig im Mittelmeerurlaub, statt nach London zurückzueilen und Evakuierungen zu koordinieren. Mit hanebüchenen Erklärungen versuchte er, sich für die Verletzung seiner Pflichten herauszureden. Raabs Hauptverdienst bestand immer darin, Rishi Sunak treu ergeben zu sein: Wie bei Vorgänger Boris Johnson wog das bei Sunak mehr als Kompetenz. Die politische Karriere des Abgeordneten für den Wahlkreis Esher and Walton für die Grafschaft Surrey ist mit dem schmählichen Abgang wohl beendet. Aber auch der Premier selbst, der eine endlich integer und verantwortlich handelnde Regierung versprochen hatte, steht jetzt da wie ein begossener Pudel.
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