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Tod in New Yorker U-Bahn
Nach der Tötung Jordan Neelys durch einen Ex-Soldaten sind Ermittlungen im Gange
Die Proteste gegen den gewaltsamen Tod von Jordan Neely in der New Yorker U-Bahn Anfang des Monats eskalieren. In der Nacht zu Montag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen mehr als 150 Demonstranten und der Polizei vor der U-Bahn-Station in Manhattans SoHo-Viertel, wo der 30-jährige Afroamerikaner Neely getötet wurde. Zwölf Protestierende wurden verhaftet, manche bluteten am Kopf; die Polizei berichtet von mehreren verletzten Beamten und dem Fund von illegal mitgebrachten Waffen und einem Molotow-Cocktail. Neely war New Yorkern als Michael-Jackson-Imitator bekannt, der regelmäßig in Manhattan tanzte, auch in der U-Bahn.
Am Wochenende stürmten rund 100 Demonstranten die U-Bahn an der 63rd Street und Lexington Avenue. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift »Weiße Selbstjustiz = Faschismus« und besetzten die Gleise; sechs angebliche Demonstranten wurden auch anhand von Fotos zur Fahndung ausgerufen. Die Demonstranten wollen weiter protestieren, bis der 24-jährige weiße US-Amerikaner und ehemalige Marinesoldat Daniel Penny verhaftet wird. Er hielt am 1. Mai den obdachlosen und psychisch kranken Neely im Würgegriff, nachdem dieser angeblich randaliert und U-Bahn-Passagiere angeschrien hatte. Penny hielt Neely weiter fest, auch nachdem andere Passagiere, von denen manche Neely ebenfalls festgehalten hatten, Penny aufgefordert hatten, von Neely abzulassen. Penny wurde von der Polizei befragt und am selben Tag ohne Strafanzeige freigelassen. Das Weiße Haus gibt sich damit nicht zufrieden: »Wir sind der festen Überzeugung, dass die Ereignisse rund um seinen Tod eine gründliche Untersuchung erfordern.«
Die Demonstranten verlangten weiter, dass die Stadt Wohnungslose und psychisch Kranke besser versorgen solle. Die freien Betten für Therapiebedürftige in New York sind notorisch knapp, ja übertünchen nur das Problem: Es handelt sich meistens um höchstens 50 freie Betten für eine Stadt mit 8,5 Millionen Einwohnern. Neely und seine Familie verlangten wiederholt nach solcher Hilfe. Gleichzeitig existierte auch ein Haftbefehl für Neely, als er U-Bahn fuhr: Er wurde kürzlich wegen gefährlicher Körperverletzung einer älteren Frau angeklagt.
Durch den Protest kommt der New Yorker Generalstaatsanwalt Alvin Bragg unter erheblichen Druck, Daniel Penny anzuklagen. Von einer Grand Jury wird eine Entscheidung noch in dieser Woche erwartet. Dass der Afro-Amerikaner Bragg wohl von sich aus zögert, hängt möglicherweise mit der Politik des Bürgermeisters Eric Adams zusammen. Seit Monaten will Adams, dass auffällige und kranke Passagiere aus der U-Bahn entfernt werden, da die Gewalt gegen Passagiere seit der Pandemie zugenommen hat. Notfalls sollen die Kranken zwangsweise eingewiesen werden. Diese neue Politik ist kontrovers, weil die Maßnahmen nicht selten als Verletzung der Bürgerrechte der Kranken empfunden werden und weil die Kapazitäten für Therapien schlicht nicht vorhanden sind.
Diese Gesamtkonstellation gibt der Verteidigung von Daniel Penny einige Möglichkeiten. Der ehemalige Vizestaatsanwalt von Manhattan, Michael Bachner, sagte CBS News, eine Grand Jury könnte durchaus urteilen, dass Penny sich selbst verteidigt habe, als er Neely in der U-Bahn festgehalten habe. »Ich denke, was passiert ist, ist, dass die Lage wirklich außer Kontrolle geraten ist. Schlimme Zufälle, auch Unfälle, mutieren manchmal wirklich zum Totschlag«, sagte Bachner. »Die Aussagen von Menschen im Zug, wie gefährdet sie sich gefühlt haben, wie sehr erhöht, furchterregend und aggressiv die ganze Situation war, das alles könnte dazu führen, dass Penny in Selbstverteidigung gehandelt haben könnte.«
Der Anwalt von Neelys Familie, Lennon Edwards, argumentiert anders: »Die Gerechtigkeit verlangt eine sofortige Verhaftung«, sagte Edwards den CBS Morning News. »Gerechtigkeit bedeutet, den Prozess durchzuführen und Daniel Penny eines Tages vor Gericht zu bringen. Dort soll er versuchen zu beweisen, dass das alles nicht stimmt, was wir als die Wahrheit wissen: Es handelt sich um Mord.« Kürzlich hat ein Zivilgericht dem Bundesstaat Kalifornien eine Strafzahlung von 24 Millionen Dollar an die Hinterbliebenen von Edward Bronstein auferlegt: Dieser verlor bei einer Verkehrskontrolle und missratener Blutkontrolle das Bewusstsein und starb wegen Atemnot.
Pennys Unterstützer behaupten, wenn die Polizei ihren Job nicht mache, müssten andere ihn übernehmen. Rechte Kommentatoren wie Tucker Carlson argumentierten so schon bei dem 17-jährigen Kyle Rittenhouse, der zwei Menschen während der Proteste wegen der Tötung von Jakob Blake in Kenosha, Wisconsin, erschossen hatte. In Penny dürften Konservative eine noch geeignetere Person für ihre Kampagne finden.
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