Weniger Arbeitsfetisch

Felix Sassmannshausen über die Sehnsucht nach Lohn ohne Arbeit

  • Felix Sassmannshausen
  • Lesedauer: 1 Min.

Das autoritäre Potenzial in Deutschland ist in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor hoch – auch unter Arbeiter*innen. Dazu gehört, dass in Krisen nach oben gebuckelt und nach unten getreten wird. Soziale Ängste, Arbeitsbelastung und Stress münden nicht selten in verstärkte Ressentiments gegen vermeintlich Leistungsunwillige, sogenannte »Sozialschmarotzer« oder »Asoziale«. Teil des gegenwärtigen Rechtsrucks ist, dass der Hass auf jene zunimmt, denen die Autoritären ihre verdrängten Sehnsüchte nach Glück und Lohn ohne Arbeit anheften.

Eine aktuelle Studie des Versicherers HDI zur sinkenden Arbeitsbereitschaft in Deutschland zeigt, dass auch gegenteilige, entlastende Reaktionen möglich sind. Es sind gute Neuigkeiten, wenn ein Teil der Beschäftigten sich in geringerem Maße mit ihrem Beruf identifiziert und auf die zunehmende Arbeitsbelastung mit dem Wunsch nach weniger Arbeit und mehr Lohn reagiert, statt dem Arbeitsfetisch zu huldigen. Darin scheint ein utopisches Potenzial jenseits des Zwangs zur Lohnarbeit auf und bietet Anknüpfungspunkte für eine emanzipatorische Politik. Nur an der Bereitschaft, nach der Rente weiterzuarbeiten, könnte man noch feilen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal