Bekannt wie ein bunter Hund

Simone Ramones vom Weltfriedensdienst über Julious Piti, den Gründer von PORET

  • Interview: Helen Bauerfeind, WfD
  • Lesedauer: 4 Min.
Julious Piti und Simone Ramones pflegen ein vertrauensvolles Verhältnis.
Julious Piti und Simone Ramones pflegen ein vertrauensvolles Verhältnis.


Simone, wie sieht es im Trainingszentrum von PORET aus?

Ich war kurz vor Beginn der Regenzeit in Chimanimani, es hatte hier neun Monate nicht geregnet. Entsprechend trocken ist die Gegend, jeder kleinste Grashalm ist weggefressen von den Rindern und Ziegen, überall ist es braun. Dagegen ist das Trainingszentrum von PORET eine sattgrüne Oase. Durch die nachhaltigen Anbaumethoden und das Wassersystem aus Sickergräben ist hier genügend Feuchtigkeit vorhanden, um zum Beispiel die Baumschule zu bewässern und Gemüse anzubauen. Es hat mich sehr beeindruckt, was Julious Piti, der Gründer des Zentrums, seit 2006 hier aufgebaut hat.

Was ist das Besondere an PORET?

Die Verankerung in der Gemeinschaft. Julious Piti kommt aus Chimanimani, er ist hier verwurzelt, man kennt ihn wie einen bunten Hund. Er geht auf die Leute zu, setzt sich mit ihnen hin und fragt: »Was bewegt euch, wo gibt es Probleme?« Und: »Wie könnte man euch unterstützen?« Also nicht: Ich hab jetzt hier internationales Geld, und wir können jetzt das und das Erntesystem aufbauen und ich zahl’ euch das alles. Zudem gibt es einen großen Zusammenhalt in den Communitys. Die Familien unterstützen sich gegenseitig – mit Rat und Tat.

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Vergangenes Jahr hat PORET einen Workshop mit 130 jungen Erwachsenen zu agrarökologischen Anbaumethoden durchgeführt. Wie kam es dazu?

In der Vergangenheit sind viele junge Menschen aus Chimanimani weggegangen, weil es hier für sie keine Perspektive gab. Drogen- und Alkoholprobleme sind an der Tagesordnung. Julious ist dorthin gegangen, wo sich die jungen Menschen treffen, hat ihnen zugehört und sie motiviert, ins Trainingszentrum zu kommen. So sind 130 junge Erwachsene (zwischen 20 und 35 Jahren) zusammengekommen, die den PORET-Workshop zu Permakultur absolviert haben.

Wie ging es dann für sie weiter?

Ein Teil der Workshop-Teilnehmer*innen ist danach häufig zu Julious gekommen. Sie haben geholfen, bei anderen Familien Sickergräben auszuheben oder Bäume zu pflanzen, und auch etwas Geld dafür bekommen. So konnten sie das erlernte Wissen an andere weitergeben. Für viele von ihnen war es das erste Mal, dass man ihnen zugehört hat, dass sie anerkannt und gefördert wurden. Denn in dieser ländlichen Gesellschaft herrscht ein ausgeprägtes Senioritätsprinzip vor: Die Sichtweisen junger Menschen – auch ihre Zukunftsperspektiven – interessieren meist nicht. PORET hat das ein Stück weit aufgebrochen. Heute werden die jungen Workshop-Teilnehmer*innen oft angesprochen: »Du kennst dich doch mit Wasserernte aus – kannst du mir bitte auch helfen?«

Ist die Wasserernte in Chimanimani zum Selbstläufer geworden?

Im Prinzip ja. Und nicht nur das: Auch andere Methoden der nachhaltigen Landwirtschaft – Biodiversität auf dem Feld, Waldgärten, Kaninchenmist als natürlicher Dünger – das alles hat bei einigen Kleinbäuerinnen und -bauern so gut funktioniert, dass jetzt alle mitmachen wollen.

Auf welche Weise unterstützt der Weltfriedensdienst PORET?

Wir kennen Julious Piti seit circa 20 Jahren – so konnten wir ein sehr vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. Heute hilft der Weltfriedensdienst PORET beratend, das heißt, wir sprechen darüber, was PORET benötigt und welche Maßnahmen durchgeführt werden könnten. Und wir schauen, dass der Projektantrag, der dafür beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eingereicht wird, in Form und Qualität ausreichend ist. Auch für Julious Piti ist unsere Außenperspektive des Öfteren sehr hilfreich, dann sagt er: »Stimmt, so habe ich das noch nie gesehen.«

Wo sieht Julious Piti PORET in zehn Jahren? Hat er bestimmte Ziele?

Für Julious sind Zahlen ziemlich unwichtig. Für ihn ist jeder Mensch ein Gewinn, der mehr zu essen hat oder der diversere Essensgewohnheiten haben kann. Das Ziel ist für ihn immer die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Also dass es nicht nur den Menschen, sondern auch der Natur besser geht.

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